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Berlin: Kein Netz, kein Ton, aber Charlize Theron

Erstmals fand „Cinema for Peace“ im Waldorf Astoria statt. Das muss für die Galareife noch üben.

Das war kein leichter Job für Charlize Theron. Am Samstagabend musste sie bei der verkleinerten Gala „Cinema for Peace“ den Glanz der großen weiten Hollywood-Welt fast im Alleingang aufrechterhalten. Das tat sie zwar sehr souverän und charmant, aber gegen eine Welle von Widrigkeiten. Vom traditionellen Montag hatte Jaka Bizilj seine Gala auf den Samstag vorverlegen müssen. Es fehlten vielleicht auch deshalb langjährige Stammgäste wie Bob Geldof, Christopher Lee und Catherine Deneuve. Immerhin war Ralf Moeller gekommen. Und Rolf Eden.

Ein für Sonntag angesetztes Konzert im langjährigen Austragungsort, dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt, habe verhindert, dass man rechtzeitig mit den Aufbauten beginnen konnte, sagte Bizilj. Der dringende Verdacht, dass Berlinale- Chef Dieter Kosslick, dem „Cinema for Peace“ mit seinen parallelen Preisverleihungen seit langem ein Dorn im Auge ist, dieses Konzert höchstselbst dirigierte, ließ sich freilich nicht erhärten. Das neue Waldorf Astoria mag als Alternative in der Theorie eine gute Idee gewesen sein. Nur leider versiebte das Hotel diese schöne Chance, sich als Veranstaltungsort für große Galas zu empfehlen.

Statt wie sonst 600 nahmen diesmal nur 230 Gäste teil. Da in den Ballsaal des Waldorfs auch bei eng gestellten Tischen nur etwa 190 Gäste hineinpassen, übertrug man die Verleihung in einen Nebensalon. Dort blieben viele Plätze leer. Zum einen hat so ein kleiner Hotelsaal nicht die feierliche Aura, die das Konzerthaus einer Zeremonie verleiht. Zum anderen gab es dort zunächst keinen Ton, was bei einer so redenträchtigen Veranstaltung natürlich ein echtes Manko darstellt. Ein Haustechniker musste offenbar erst von außerhalb geholt werden, jedenfalls dauerte es fast eine Stunde, bis das Problem halbwegs behoben war. Das Mitgefühl der kanadischen Sitznachbarn klang unfreiwillig spöttisch. Früher hätten die Deutschen doch immer so gut gebaut, und nun schaffen sie nicht mal so was?

Überrascht waren auch viele, die an diesem Abend auf ihre Handys blickten. „Kein Netz“, stand dort. Zwar gilt Nichterreichbarkeit längst als Luxus. Aber hier gab es andere Erklärungen dafür. Die hilfsbereite Rezeptionistin sagte, das Problem sei bekannt und habe was mit der Architektur zu tun. Der Doorman verriet, dass hier nur ein einziger Anbieter funktioniere. Und sein Kollege meinte tröstend, Funklöcher gebe es überall, das Hotel befinde sich eben in einem.

Das immerhin erhöhte die Konzentration auf den Frieden, und um den ging es ja eigentlich. Sehr eindrucksvoll und bewegend war der Auftritt der 100-jährigen Holocaust-Überlebenden Marga Spiegel, die zusammen mit Charlotte Knobloch und Veronica Ferres einen Ehrenpreis bekam für ihren Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Gewalt. Frank-Walter Steinmeier (SPD) hielt die Laudatio. „Lincoln“ wurde als wertvollster Film des Jahres prämiert. Und Ehrengast Charlize Theron wurde ausgezeichnet für ihr Engagement gegen die Ausbreitung von Aids in Südafrika. Am Ende spendete sie ihr elegantes Gucci-Kleid mit passender Clutch für die Auktion und half selber mit, die Bieter zu motivieren. Als die bei 20 000 Euro anfingen zu streiken, rettete galant Vitali Klitschko die Situation und erwarb die hübsche Hülle für 25 000 Euro. Insgesamt sind nach Angaben der Veranstalter an diesem Abend 300 000 Euro zusammengekommen, von denen auch Therons Afrika-Projekt profitieren soll.

Die Aftershow-Party fand in der Puro Lounge im Europa Center statt, das war für ein Taxi zu nah, für manche Dame im Abendkleid aber weit. Neben der Initiative Cinema for Peace gibt es jetzt zwei Stiftungen, eine in Berlin, eine in Los Angeles, außerdem viele internationale Aktivitäten. Die Gefahr, sich zu verzetteln, liegt also nahe. Elisabeth Binder

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