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Berlin: Kein Platz für Tiere

Verfüttern, verhüten, verschenken: Wie der Zoo Überfüllung vermeidet – fünf Schimpansen sollen nach China

Im Affenhaus wird’s eng. Wenn im kalten Winter die Freigehege nicht zur Verfügung stehen, drängeln sich in den beheizten Käfigen des Berliner Zoologischen Gartens 31 Menschenaffen. Darunter auch die fünf Schimpansen Pedro, Karl, Lilly, Gusta und Soko – noch. Aber der Zoo möchte sie gerne abgeben. Denn bei Bonobos (Zwergschimpansen) und Gorillas „haben wir eine gute Nachzucht“, sagt Zoo-Direktor Jürgen Lange. Die Schimpansen dagegen, von denen vier vor zwanzig Jahren im Kleinkindalter nach Berlin geholt wurden, vermehren sich nicht mehr und sollen das auch gar nicht, weil der Zoo sich auf Gorillas und Bonobos konzentrieren will. „Man hält heute nicht mehr die ganze Arten-Palette“, sagt Lange.

Bei den meisten Tieren im Zoo ist Nachwuchs kein Problem. Entweder es gibt keinen, weil die Weibchen, wie bei den Großkatzen, die Pille kriegen. Oder er wird, wie bei kleinen Nagetieren, an andere Tiere verfüttert. Es gibt Zuchtgemeinschaften mit anderen Zoos, und wenn doch mal eine Antilope ungeplant trächtig wird – „dann findet man auch meistens einen Abnehmer: Die springt ja über jede Wiese“, sagt Lange.

Alte Schimpansen aber, die sind bei den Kollegen Zoo-Direktoren nicht wirklich begehrt. Sie sind anspruchsvoll, brauchen Kletter- und Spielmöglichkeiten. Seit Jahren suchen die Berliner nach einem neuen Heim für ihre fünf Menschenaffen. Die Tiergärten in Europa und Nord-Amerika wollen nicht oder haben schon. Nur in China gibt es Interesse – doch dagegen protestieren Tierschützer.

„In China gibt es keine Tierschutzgesetze. Die Haltung in den Zoo ist alles andere als artgerecht; in kleinen, nackten Käfigen ohne Auslauf oder Spielmöglichkeiten“, sagt Daniela Freyer von „Pro Wildlife“. Teilweise würden die Tiere geschlagen oder müssten Kunststückchen vorführen.

Zoo-Direktor Lange weiß von solchen Zuständen. Glaubt aber, mit dem Beijing Wildlife Park unweit von Peking einen passenden Ort für die Berliner Schimpansen gefunden zu haben. „Wir sehen uns das auch persönlich an. Und wir wollen den Tierpfleger kennen lernen und sehen, wie er mit den Affen umgeht.“ Tierschützerin Freyer aber ist skeptisch: „Wie will der Zoo die dauerhaft gute Unterbringung der Tiere in China garantieren?!“ Lange hält dagegen: „Ich bin doch der Letzte, der unsere Tiere in irgendeinen Zirkus geben würde!“ Wenn es mit China nicht klappe, müsse eben in Berlin eine Lösung gefunden werden. Spruchreif sei noch nichts; mindestens bis Ende 2003 blieben die Affen ohnehin im Zoo wohnen.

Holger Wild

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