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Berlin: Kein Platz im Kino-Orbit

Das Friedrichshainer „Kosmos“ steht vor dem Aus. Der Markt für Filmtheater ist gesättigt

Der Umbau und die Sanierung waren teuer, und knapp sieben Jahre nach der feierlichen Eröffnung als Multiplex-Palast sieht es für das Kino Kosmos in Friedrichshain gar nicht gut aus. Im Sommer könnte Schluss sein. Ursache ist jedoch nicht, dass ins Kosmos keine Leute kommen, sondern die Insolvenz der Betreiberfirma, der Düsseldorfer Ufa-Theater AG. Deren Insolvenzverwalter, die ebenfalls in Düsseldorf ansässige Rechtsanwaltskanzlei Metzeler – van Betteray, muss einen neuen Betreiber für das Haus an der Karl-Marx-Allee finden. Auf dem überhitzten Berliner Kinomarkt findet sich derzeit jedoch niemand.

Im Strudel der Ufa-Pleite hat es zuvor schon andere Berliner Kinos erwischt. Die Filmbühne Wien, das Marmorhaus und der Royal-Palast in der City-West, alles ehemalige Ufa-Paläste, sind Geschichte. Die Multiplextheater der Ufa in der Kulturbrauerei und am Treptower Park hat die Kette Cinestar übernommen und entsprechend umbenannt. Doch am Kosmos hat selbst Cinestar jetzt kein Interesse mehr: „Wir haben sechs Kinos in der Stadt“, sagt Firmensprecher Jan Oesterlin, „außerdem wollen wir kein Haus haben, das augenscheinlich nicht wirtschaftlich zu betreiben ist.“

„In Berlin gibt es genügend Kinos“, sagt Arne Schmidt, Sprecher der Hamburger Cinemaxx AG, und begründet so, warum sie das Kosmos nicht übernehmen will. Cinemaxx zeigt in Berlin in drei Multiplexkinos Filme und außerdem im Filmpalast Berlin am Kurfürstendamm. Auch der Sprecher der Kinokette UCI winkt ab. „Kein Interesse“, sagt Gregor Welles. UCI ist mit dem Multiplex an der Landsberger Allee direkter Konkurrent zum Kosmos und betreibt außerdem den Zoo-Palast, sowie Häuser in Gropiusstadt und Marzahn.

Der Bedarf an Kinos ist also mehr als gedeckt. Das ist zwar keine neue Erkenntnis, aber im Fall des Kosmos eine mehr als bittere Pille. Denn das Haus hat Geschichte und eine Tradition, der große Saal aus den 50ern ist denkmalgeschützt. Es trifft also eines der schöneren Kinos an einem mehr als geeigneten Standort inklusive U-Bahn-Anschluss und eigener Tiefgarage.

Stolperstein ist jedoch der große Saal mit allein knapp 1000 Plätzen. Er wird längst nicht mehr bei jeder Vorstellung voll, verursacht aber hohe Kosten. Dennoch muss er, weil denkmalgeschützt, auf jeden Fall erhalten bleiben. Daher interessiert sich nun ein Diskothekenbetreiber aus dem Berliner Umland für das Kosmos. Denkbar wäre folgendes Szenario: Im großen Saal gibt’s Tanz, in den kleineren weiterhin Filme. Für einen Teil der Mitarbeiter könnte das zumindest eine Chance bedeuten. Für Cineasten ist das ein Albtraum.

Das Kosmos ist 1998 als erstes Berliner Kino zum Multiplex geworden. Es ist mit seinen über 3400 Sitzplätzen in zehn Sälen eines der größten. In den vergangenen Jahren war das Kino, gerade wegen seines großen Saales, wiederholt Schauplatz von glanzvollen Filmpremieren. Aber der Ruhm hat letztlich nichts bewirkt. Am Ende zählen die Zahlen. Und die stimmen in der Branche schon lange nicht mehr.

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