Berlin: Keine Puste mehr in Pankow
Die Luft ist raus aus der Pankower Namensdebatte. Dieser Eindruck entsteht zumindest, wenn man die Aktivitäten der beiden gegnerischen Lager betrachtet.
Die Luft ist raus aus der Pankower Namensdebatte. Dieser Eindruck entsteht zumindest, wenn man die Aktivitäten der beiden gegnerischen Lager betrachtet. 9000 Unterschriften sammelte die Bürgerinitiative "Pankow bleibt" im vergangenen Jahr mit dem Ziel, ein Bürgerbegehren einzuleiten. Damit wollte die Initiative verhindern, dass die Bezirksverordneten, wie nach dem langen Streit im vergangenen Jahr beschlossen, einen neuen Namen festlegen. Bei der Prüfung der Listen stellte sich jedoch heraus, dass die Mehrzahl der Stimmen ungültig war. Entweder fehlte das Geburtsdatum, oder Namen und Adressen waren unleserlich. Insgesamt konnte das Wahlamt nur 2562 Stimmen anerkennen. Für ein Bürgerbegehren wären 5185 Stimmen nötig gewesen. Das entspricht zwei Prozent der in Pankow Wahlberechtigten.
Die Pankow-Gegner scheinen sich dagegen komplett zurückgezogen zu haben. Im vergangenen Jahr sammelte der Verein Narra e.V. 10 000 Stimmen gegen den Namen Pankow und erreichte damit, dass sich die Pankower Bezirksverordnetenversammlung erneut mit der Namensfrage auseinander setzte. Heraus kam der unhandliche Kompromiss "3. Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee". Das Bezirksamt unter Bürgermeister Alex Lubawinski erkannte diesen neuen Namen jedoch nicht an und druckte weiterhin den Namen Pankow auf seine Kopfbögen.
Kurz vor der Wahl startete der Verein gemeinsam mit den Grünen eine neue Umfrage. Diesmal sollten sich die Befragten zwischen den vier neutralen Namen "3. Bezirk", "Nordost", "Spitze" und "Schönhausen" wählen. Zum Stand der Dinge erfährt man allerdings weder bei den Grünen noch bei Narra e.V. genaueres. "Wir haben momentan weder Lust noch Zeit oder Energie, uns mit der Namensfrage auseinander zu setzen", sagt Philipp Guhr von Narra e.V. Auch habe die Unterschriftenaktion aufgrund der Verweigerung des Bezirksamtes nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Da sich die BVV im Moment ja noch nicht mal auf einen Bürgermeister einigen zu können scheint, seien wohl auch in der Namensfrage keine Entscheidungen zu erwarten.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bezirk betont dagegen, die Namensfrage bald wieder auf die Tagesordnung setzen zu wollen. Wahlversprechen sind schließlich Wahlversprechen. Wie viele Unterschriften bisher eingegangen sind und welcher der vier Vorschläge am besten bei den Pankow-Gegnern ankommt, weiß er allerdings nicht. Die Initiative "Pankow bleibt" will ihre Unterschriftenlisten jetzt wieder in Apotheken und Arztpraxen auslegen. "Wir werden die nötigen Stimmen schon bekommen", sagt deren Sprecher Arwed Steinhausen. Im Übrigen empfinde er die Debatte eher als Posse denn als Streit. Der Großbezirk soll Pankow heißen, weil der Name ursprünglich sei und das Dorf, dem der Stadtteil seinen Namen verdankt, schon seit dem 12. Jahrhundert bestanden habe. Prenzlauer Berg sei dagegen künstlich. Der Stadtteil vor dem Prenzlauer Tor heiße ja erst seit 1921 so. Die Pankow-Gegner verweisen dagegen auf die jüngere Geschichte des Bezirkes. Während die meisten Deutschen mit dem Namen Prenzlauer Berg den Begriff "Szene" verbänden, dächten sie bei Pankow eher an den von Udo Lindenberg besungenen Sonderzug, lauten die Argumente.
Annekatrin Looss
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