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Brunnen am Hermann-Ehlers-Platz

© Mike Wolff

Keine Selbstbedienung an Berliner Brunnen: Nur der Schweiß fließt umsonst

Bei der andauernden Hitze in Berlin brauchen natürlich auch Bäume und Beete dringend Wasser. Aber wer gießen will, darf sich nicht einfach an Brunnen bedienen - sonst gibt's Ärger, wie kürzlich in Steglitz.

Bei dieser Hitze schafft es mancher nur noch bis zum nächsten Brunnen. Andere wiederum schaffen Wasser von dort weg, um dürstende Pflanzen in der Nachbarschaft zu gießen. Letzteres hat am Hermann-Ehlers-Platz in Steglitz kürzlich einen winzigen Polizeieinsatz ausgelöst: Ein Beamter sah die Streetworker des Deutschen Roten Kreuzes wieder und wieder mit Eimern zum Brunnen laufen, um das nahe Hochbeet zu wässern. Das ist erst im Juni bepflanzt worden – mithilfe engagierter Bürger und auf Initiative eines vom DRK Südwest initiierten Runden Tisches, der sich den Problemen des als Sauftreff verrufenen Areals gewidmet hat. Als die Streetworker auf Nachfrage keine Genehmigung zeigen konnten, untersagte ihnen der Beamte vorläufig die Wasserentnahme.

Nach Auskunft des Steglitz-Zehlendorfer Ordnungsstadtrats Michael Karnetzki (SPD) herrscht mittlerweile aber sozusagen Rechtssicherheit: Die Firma Ströer, die den Brunnen für den Bezirk betreibe, habe die Wasserentnahme erlaubt, sofern sie nicht ausufere und der Brunnen trocken fällt. Nach Auskunft des Tiefbauamtes müsse gelegentlich Wasser aufgefüllt werden.

Wasserbetriebe betreuen nur eine Minderheit der Brunnen

Insofern ist der 1986 gebaute Brunnen mit dem Klinkerrand ein Sonderfall. Nach Auskunft der Berliner Wasserbetriebe (BWB) ist die Mehrzahl der Berliner Brunnen ans Wassernetz angeschlossen und wird automatisch nachgespeist. Einige Brunnen hätten zusätzlich Windmesser, die die Höhe der Fontäne regeln. Bekannt ist das Problem vom Strausberger Platz, wo der Brunnen an windigen Tagen die Autos im Kreisverkehr regelrecht wäscht.

Formal gehören die Brunnen in der Regel den Bezirken, aber praktisch kümmern sich Sponsoren wie die Stadtmöblierer Wall und Ströer um Wartung und Betrieb. Nach Auskunft von BWB-Sprecher Stephan Natz betreuen die Wasserbetriebe nur eine Minderheit der Brunnen: 19 in Mitte, 14 in Reinickendorf, drei in Pankow und einen quasi vor der eigenen Haustür, am Molkenmarkt. Auftraggeber sei in den meisten Fällen wiederum Ströer. Die Wasserbetriebe schicken im Sommer zwei „Brunnenteams“ täglich auf Tour: Je ein Ausbilder und ein Azubi kümmerten sich um die Anlagen; üblich sei ein 14-tägiger Inspektionsrhythmus. Teuer sei erfahrungsgemäß nicht das Wasser, sondern der Vandalismus, der vom Vermüllen bis zum Einschäumen der Becken mit Seife reiche.

0,5 Cent pro Liter

Freiwasser wie am Hermann-Ehlers- Platz gibt es aber nicht generell: „Das eigene Badezimmer oder Nachbarn“ nennt BWB-Sprecher Natz als Quellen, um öffentliche Beete zu bewässern, und spricht ein Ausrufezeichen mit. Das muss er im Interesse seines Arbeitgebers wohl. Bei 0,5 Cent pro Liter (inklusive Abwassergebühr) sind die Kosten für den Einzelnen überschaubar: Zwei große Eimer – etwa die Tagesration eines Jungbaums – sind für zehn Cent zu haben. Wirklich gratis ist das Wasser aus den Schwengelpumpen am Straßenrand, das allerdings im Gegensatz zum Leitungswasser aber nicht aus keimfreien Tiefen stammt.

Knapp 300 öffentliche Brunnen gibt es in Berlin. Allerdings befinden sich darunter mehrere dauerhaft trockene – vom Groß-Malheur Pamukkale im Görlitzer Park bis zu einem dreiteiligen Kaskädchen im Altglienicker Planetenviertel, das so trostlos aussieht wie ein vertrockneter Straßenbaum.

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