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Berlin: Keine Spur vom Todesschützen aus Neukölln

Großfahndung nach dem Täter geht weiter Parlament berät über besseren Schutz von Polizisten

Von dem Täter, der am Freitagabend in Neukölln einem Polizisten in den Kopf schoss, fehlt jede Spur. Bei dem 42-jährigen Hauptkommissar Uwe L. werden keine Hirnströme mehr gemessen; von den Ärzten im Krankenhaus Neukölln wurde er aber noch nicht für tot erklärt. Die Polizei hat in der Nacht zu Sonntag bei einer Fahndungsaktion rund 100 Lokale in Neukölln und Kreuzberg aufgesucht: 85 Beamte befragten Gäste und verteilten Handzettel mit der Bitte um Hinweise zum Tatverlauf in deutscher und türkischer Sprache. „Möglicherweise ist der Täter in einigen Lokalen oder der Drogenszene bekannt“, sagte der Chef der Mordkommission, André Rauhut. Auch für die Nacht zu Montag war eine ähnliche Aktion geplant. Zudem werden derzeit Spuren ausgewertet, die die Polizisten rund um den Tatort in der Hasenheide gefunden haben. Auch ein weiterer Zeuge, der sich am Sonntag meldete, wurde befragt.

Uwe L. war mit zwei Kollegen am Freitag gegen 21.20 Uhr auf Zivilstreife in Neukölln unterwegs. Als sie routinemäßig in der Fontanestraße zwei verdächtige Männer kontrollieren wollten, eröffnete einer von ihnen ohne Vorwarnung das Feuer. Der Hauptkommissar wurde dabei an der linken Schläfe getroffen.

Nach Erkenntnissen der Ermittler haben sich die Beamten korrekt verhalten. Sie hatten aus einem Auto heraus verdächtige Personen beobachtet. Uwe L. und ein Kollege seien ausgestiegen, der dritte Beamte fuhr mit dem Zivilauto weiter, „um bereit zu sein, die Verdächtigen abzufangen, falls die flüchten wollen“, sagte ein Polizeisprecher. Die Zivilbeamten hätten sich als Polizisten zu erkennen gegeben. Uwe L. soll „Halt, stehen bleiben, Polizei!“ gerufen haben. Der Täter habe sofort mit seiner großkalibrigen Waffe auf die Beamten geschossen. Diese sollen zwar Schutzwesten getragen haben, „doch keine kugelsichere Weste und auch das beste Eigensicherungstraining nützen nichts, wenn plötzlich auf den Kopf geschossen wird“, betonte der Polizeisprecher. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, sind 10 000 Euro ausgesetzt. Heute will sich Polizeipräsident Dieter Glietsch im Innenausschuss zu den Ermittlungen äußern.

Der innenpolitische Sprecher der FDP, Alexander Ritzmann, warnte gestern vor „voreiligem Aktionismus“. „Ich wüsste nicht, was die Beamten beim Einsatz anders hätten machen können.“ Zuerst müsse alles getan werden, „um den Irren von der Straße zu holen“, sagte Ritzmann. Anschließend könne man überlegen, wie Polizisten möglicherweise noch besser geschützt werden könnten. Sein Eindruck sei, dass die Polizei viel für die Eigensicherung tue.

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