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Berlin: Keine „Volksabstimmung“ zum neuen Busnetz der BVG

Kunden können ihre Meinung sagen. Ob sie auch berücksichtigt wird, ist nicht garantiert. Viele Fahrgäste äußern derzeit ganz andere Sorgen

Bei der Planung für das künftige Busnetz mit den neuen Metrolinien fragt die BVG zwar ihre Kunden nach deren Wünschen, eine „Volksabstimmung“ zum Linienangebot der Zukunft werde es aber nicht geben, machte gestern BVGSprecher Klaus Wazlak deutlich. Am Ende müsse auch das Ziel erreicht werden, Kosten zu sparen. Bei den ersten Befragungen in Spandau hatten die meisten Kunden gestern allerdings ganz andere Sorgen. Im sonntäglichen Pro & Contra des Tagesspiegels unterstützte die Mehrheit der Anrufer die Pläne der BVG.

Nur wenn Roland Sczepura die Fahrgäste direkt anspricht, interessieren sie sich für seinen Fragebogen. Mit zwei Kollegen steht der ehemalige Busfahrer als Meinungsforscher vor dem Spandauer Rathaus, wo die BVG mit der Bürgerbeteiligung für ihr neues Verkehrskonzept „2005 plus“ begann. Anhören müssen sich die Meinungsforscher dann aber meist ganz andere Probleme. Eine junge Dame fragt nach dem Bus zum Stresowplatz, die nächste will wissen, warum der X 33 nicht am Einkaufszentrum am Juliusturm hält. Die ältere Frau aus Haselhorst ist verärgert, weil der unbeleuchtete Fahrplan an ihrer Bushaltestelle nachts nur mit der Taschenlampe zu lesen ist. Und eine Passantin beschwert sich darüber, dass niemand die Urinpfütze im Fahrstuhl zum U-Bahnhof entferne.

Viel soll sich in ihrem Bezirk ohnehin nicht ändern, erfahren die Spandauer dann auch noch. Lediglich aus dem 136 (Heerstraße – Aalemannufer) soll künftig der neue Metrobus M 36 werden. Ob dieser künftig alle fünf oder zehn Minuten durch die Pichelsdorfer Straße fährt und der 134er stattdessen die Wilhelmstraße nutzen soll oder nicht, führt zu keinen erregten Diskussionen.

Überwiegend positiv wird darauf reagiert, dass man überhaupt frühzeitig informiert wird. Das sei beim Vordereinsteig nicht der Fall gewesen, klagt ein Mann. „Es stört mich nicht, wenn ich ein Stück weiter laufen muss, aber es wird wohl auf eine Ausdünnung hinauslaufen“, befürchtet Stefan Corsenius aus Spandau. Dass man bei Einführung der neuen Metrolinien die übrigen Busstrecken zum Teil aufgeben will, steht nicht auf dem Info-Plakat der Verkehrsbetriebe. Noch bis zum Wochenende läuft der Kundendialog in Spandau, am Rathaus Steglitz und am S-Bahnhof Lichtenrade. Dann wird in andere Bezirke gewechselt.

Mit den Befragungen will die BVG vermeiden, dass sich zahlreiche Planungspleiten aus der Vergangenheit wiederholen. Mehrfach musste der Verkehrsbetrieb nach Änderungen vor allem im Busnetz nämlich zurückstecken und zum alten Angebot zurückkehren. Zuletzt bei der Linie 140 in Tempelhof. Dort wollte die BVG die Verbindung zwischen dem westlichen Kreuzberg und Neu-Tempelhof aufgeben. Nach heftigen Protesten versagte die Senatsverkehrsverwaltung die Genehmigung. Hätte die BVG aber vorher ausführlicher auf Alternativen hingewiesen, wäre die Kritik verhaltener ausgefallen, ist Wazlak überzeugt. Nach Protesten musste die BVG auch wieder die Anbindung des Klinikums Steglitz verbessern. Auch in Neukölln und in Stralau musste der Verkehrsbetrieb Änderungen im Busnetz nach Protesten korrigieren. du-/kt

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