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Berlin: „Keine Worte, sondern Taten“

Direkt vor dem Haupteingang zur Bankgesellschaft Berlin am Alexanderplatz hatten sich Richard Nischel und seine Kollegen von der B.Traven-Oberschule in Spandau mit ihrem Transparent aufgebaut.

Direkt vor dem Haupteingang zur Bankgesellschaft Berlin am Alexanderplatz hatten sich Richard Nischel und seine Kollegen von der B.Traven-Oberschule in Spandau mit ihrem Transparent aufgebaut. „Dort sind die vier Milliarden Euro reingeflossen, die in den Schulen an allen Ecken und Enden fehlen“, sagte er. Doch von den Bankern – beziehungsweise ihren alten Chefs – war niemand zu sehen.

Die Traven-Schulvertreter gehörten zu den rund 30 000 Teilnehmern der bundesweiten Demonstration der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Viele Demonstranten hatten sich weiß-rote Rettungsringe mit dem Motto der auf ein Jahr angelegten GEW-Kampagne „Rettet die Bildung!“ um den Hals gelegt. Außer Lehrern demonstrierten auch viele Eltern und Schüler. „Wir Schüler sind die Wähler von morgen“ drohten sie auf einem Transparent. Andere Schüler berichteten, dass ihre Lehrmaterialien oft älter als sie selbst sind. Transparente wiesen auf den Widerspruch zwischen „Öffentlicher Armut und privaten Reichtum“ hin.

Bei der Abschlußkundgebung auf dem Gendarmenmarkt sagte die Vorsitzende der Bundes-GEW, Eva-Maria Stange, dass der Tag bewußt als Auftakt der Kampagne ausgewählt worden sei. Heute tagen in Berlin die Ministerpräsidenten der Länder, um über Bildungspolitik zu reden. „Hoffentlich hören sie den Protest an ihrem Bildungssystem.“ Und zur ebenfalls für heute angekündigten Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zur Bildungspolitik sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne, „wir erwarten nicht nur Worte, sondern endlich auch Taten“. Die Gewerkschaften fordern mehr Geld für die Bildung. „Deutschland ist im internationalen Vergleich nur noch drittklassig“, sagte die GEW-Vorsitzende Stange. Nicht Baden-Württemberg sei der Maßstab, die Pisa-Sieger Finnland und Schweden seien es vielmehr. Dort werden im Unterschied zu Deutschland nicht nur vier, sondern über sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung ausgegeben. Außerdem forderte Frau Stange gebührenfreie Kitas sowie kleinere Gruppen in Schulen und Kitas. Bereits am Vormittag hatte sie sich gegen die „neurotische Auslesekultur in Deutschland“ gewandt.

Zur Finanzierung einer neuen Bildungsoffensive forderte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Michael Sommer, auf der Kundgebung die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine Reform der Erbschaftssteuer.

Christoph Villinger

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