zum Hauptinhalt

Berlin: KGB-Opfer attackiert Chefin von Potsdamer Gedenkstätte

Potsdam - Der jahrelange Potsdamer Streit um die Gedenkstätten in den früheren KGB- und Stasi-Gefängnissen eskaliert. Jetzt steht von offizieller Seite die Zusammenarbeit mit Opfern kommunistischer Verfolgung auf dem Spiel, die jahrelang im Gedenkstättenverein um die Erhaltung der Gedenkorte gekämpft hatten.

Potsdam - Der jahrelange Potsdamer Streit um die Gedenkstätten in den früheren KGB- und Stasi-Gefängnissen eskaliert. Jetzt steht von offizieller Seite die Zusammenarbeit mit Opfern kommunistischer Verfolgung auf dem Spiel, die jahrelang im Gedenkstättenverein um die Erhaltung der Gedenkorte gekämpft hatten. Grund ist der Angriff eines 83-Jährigen auf die Chefin der Gedenkstätte des KGB- Gefängnisses in der Leistikowstraße. Laut Polizei schüttelte der Berliner die Frau „an der Schulter, umfasste ihren Hals und wollte sie schlagen“. Er habe gedroht, „die Gedenkstätte in die Luft zu jagen“ und die Frau „verbrennen zu lassen“.

Hintergrund ist die neue Dauerausstellung, die am 18. April eröffnet wird. Der Termin war wegen Interventionen von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und des Wissenschaftlichen Beirats mehrfach verschoben worden, die Darstellung der Opferseite musste überarbeitet werden. Zugleich wirft der Gedenkstättenverein der Leiterin fehlende Sensibilität im Umgang mit Zeitzeugen vor. Trotz klarer Absprachen hätten diese den Gedenkort nicht nutzen dürfen. Die Fronten sind verhärtet. In dem Haus befindet sich das letzte erhaltene Gefängnis des Sowjetgeheimdienstes in Deutschland, wo bis in die 50er Jahre Deutsche inhaftiert und von dort in Lager nach Sibirien geschickt wurden.

Der für die Leistikowstraße zuständige Chef der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, sieht nach dem Vorfall „die Zusammenarbeit mit dem Verein grundsätzlich infrage gestellt“. Der Angriff sei Ergebnis jahrelanger polemischer Kampagnen des Vereins. Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) verurteilte als Chef des Gedenkstätten-Kuratoriums „diese Gewalt aufs Schärfste“. Der Verein bedauerte den Angriff, wies aber darauf hin, der Mann habe nicht für den Verein, sondern auf eigene Initiative gehandelt. Der Mann sei gesundheitlich angeschlagen, leide unter dem Trauma der stalinistischen Verfolgung und sei „irgendwie ausgerastet“.

Der 83-Jährige hatte Zutritt für ein Zeitzeugengespräch verlangt und sich auf ein Schreiben der Staatskanzlei berufen, wonach die Nutzung der Gedenkstätten durch Exhäftlinge für eigene Veranstaltungen „selbstverständlich möglich sein muss“ und das Kuratorium die Leiterin des Hauses gebeten habe, „Anfragen positiv zu entscheiden“. axf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false