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Berlin: Kiepert meldet Insolvenz an

Von Tobias Arbinger Die seit Monaten wirtschaftlich angeschlagene Traditionsbuchhandlung Kiepert hat am Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt. Das bestätigte das Amtsgericht Charlottenburg dem Tagesspiegel.

Von Tobias Arbinger

Die seit Monaten wirtschaftlich angeschlagene Traditionsbuchhandlung Kiepert hat am Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt. Das bestätigte das Amtsgericht Charlottenburg dem Tagesspiegel. Nach Informationen der Gewerkschaft Verdi gilt der Antrag für das Haupthaus in der Hardenbergstraße und die Geschäftsstelle in Dahlem, nicht für die verbliebenen Kiepert-Filialen. Das Geschäft soll aber vorläufig weitergehen. In den beiden Geschäften arbeiten rund 170 Angestellte, 41 waren - wie berichtet - vor kurzem bereits gekündigt worden. Die Geschäftsführung wollte am Mittwoch keine Stellungnahme abgeben. Das Haupthaus war wegen einer Mitarbeiterversammlung zeitweise geschlossen.

Ziel eines Insolvenzverfahren ist es, Ansprüche der Gläubiger soweit möglich zu befriedigen und das Unternehmen zu erhalten. Ergebnis kann aber auch die Zerschlagung des Betriebes sein. Noch im Laufe des Mittwochs wurde eine Rechtsanwältin als vorläufige Insolvenzverwalterin eingesetzt. Sie soll sich nun einen Überblick über die Finanzen von Kiepert machen. Anschließend muss entschieden werden, ob das eigentliche Verfahren eingeleitet wird. Nach Angaben der Verdi-Gewerkschaftssekretärin Sabine Zimmer kann dies bis August dauern. Mit dem Insolvenzantrag „bestätigte sich das, was die ganze Zeit im Raum stand“, sagte Zimmer.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass das Familienunternehmen seine beiden Geschäfte in der Schönhauser Allee und in Zehlendorf an die Buchhandelskette Thalia Könnecke verkauft hat und zwei Filialen in den „ProMärkten“ am Kurfürstendamm und in Reinickendorf schließen wird. Auch hier seien 19 Mitarbeiter gekündigt worden, sagte Zimmer. Insgesamt leitete Geschäftsführer Andreas Kiepert zuletzt neun Geschäfte.

Kiepert hatte vor kurzem Verlage und Großhändler um Zahlungsaufschub gebeten. Nach Informationen aus der Belegschaft konnten Kundenbestellungen in den vergangenen Tagen nur noch bis zum Kontingent von 5000 Euro aufgegeben werden.

Dem Betriebsrat zufolge sind die finanziellen Ressourcen der Firma erschöpft. „Investoren sind nach unserer Einschätzung derzeit nicht in Sicht“, hieß es in einer Pressemitteilung. Durch den Verkauf der Läden in der Schönhauser Allee und in Zehlendorf „sind die Chancen auf einen Verkauf des Hauptgeschäfts erheblich gesunken“, kritisierte der Betriebsrat. Ihm zufolge ist nicht nur die zunehmende Konkurrenz auf dem Berliner Buchmarkt an der Krise schuld. Das Gremium bemängelte auch „Missmanagement“, unter anderem „die auf Wachstum ausgerichteten Modernisierungsmaßnahmen der letzten drei Jahre“. 1999 wurde das Haupthaus umgebaut, die Verkaufsfläche beträchtlich vergrößert, ein Café und ein Zeitschriftenladen hineingenommen.

Den Buchladen Kiepert gibt es seit 1912. Er war vor dem Krieg zeitweise in der Schillerstraße. Das heutige Haupthaus in der Hardenbergstraße wurde 1956 in einem Neubau eröffnet. Nach der Wende erlebte Kiepert einen Kundenansturm. Die Firma expandierte und eröffnete zahlreiche Filialen im Osten der Stadt.

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