zum Hauptinhalt

Berlin: Kilometergeld für die gute Sache

Viele Sportler erlaufen beim Berlin-Marathon Spenden. Das steigert auch ihre Motivation

Der kleine gelb-grüne Vogel läuft den Marathon heute gleich dutzendfach mit. Er ist das Logo des Vereins Herzenskinder, der herzkranke Kinder in Marokko unterstützt, und ziert die Trikots von fast 50 Läufern – hauptsächlich Polizeibeamte. Die von Michael Schöne motivierte Truppe rennt die 42,195 Kilometer für einen guten Zweck. „Ich dachte mir: Ich laufe – da könnte man ja auch Spendengelder erlaufen“, sagt Schöne. Unter Kollegen fand der 52-jährige Polizist zahlreiche Unterstützer. Dann suchte er Spender. Von großen Unternehmen bekam Schöne höfliche Absagen. Aber knapp 20 kleinere sagten zu, darunter ein Café, eine Fahrschule, eine Apotheke. Insgesamt sollen 1500 Euro zusammenkommen.

Spendensammeln per sportlicher Höchstleistung ist in Deutschland eher die Ausnahme – ganz im Gegensatz beispielsweise zu Großbritannien. Den London-Marathon läuft mehr als die Hälfte der englischen Athleten für eine Wohltätigkeitsorganisation, umgerechnet kommen dort mehr als 50 Millionen Euro zusammen. „Aber hier“, sagt Thomas Steffens, Sprecher des Berlin-Marathons, „hier spielt sich das nur auf sehr kleinem Level ab. Das sind alles Privatinitiativen.“ Der Veranstalter SCC Running Events sammelt für den RTL-Spendenmarathon. Wie viele Läufer sich darüber hinaus privat für einen guten Zweck engagieren, ist schwer einzuschätzen. Allzu häufig kommt es nicht vor. „Das ist schade“, sagt Steffens, „es ist eine schöne Art, sich sozial zu engagieren.“

Das dachte sich auch Esther Joy Wagner aus dem Siegerland, die den Londoner Marathon kennt; sie ist selbst halbe Engländerin. Die 32-Jährige läuft heute für die SOS-Kinderdörfer. „Ich finde die Idee schön, ein bisschen mehr Sinn dabei zu haben“, sagt sie. „Und man kann so wirklich total einfach Spenden generieren.“ Ihr ursprüngliches Ziel von 250 Euro hat Wagner schon übertroffen. Jetzt will sie die Aktion verlängern – dabei wäre sie ohne die Kinderdörfer in diesem Jahr wahrscheinlich gar nicht an den Start gegangen: Das Training lief eher mäßig.

Wir werben gezielt für solche Aktionen“, sagt Katja Saller, die bei den SOS-Kinderdörfern das Projekt „Meine Spendenaktion“ leitet. Auf der Internetseite www.meine-spendenaktion.de können Spendensammler wie Esther Joy Wagner ihre persönliche Aktion für die Kinderdörfer vorstellen. „Aber es ist noch nicht so gängig“, sagt Katja Saller. Dabei habe auch der Athlet selbst etwas von seinem Engagement: „Man kann so ziemlich viele Leute für den eigenen Lauf interessieren.“ Die Fangemeinde wachse schnell – und die Motivation ebenso.

Das merkten auch Lutz Hethey und seine Mitstreiter schnell. Die Truppe aus Osnabrück sammelt für die Großmütter von Aidswaisen in Afrika, für die Aktion „Jede Oma zählt“ des Vereins Help Age. Hethey rekrutierte seine 14 Mitläufer aus Bekannten, eine bunt gemischte Truppe entstand. Seit einem halben Jahr haben sie gemeinsam trainiert. In Osnabrück kennt man die Marathonläufer mittlerweile – und so kamen schon 15 000 Euro Spenden zusammen. „Das ist ein ganz großer Erfolg, wir hätten das nicht gedacht“, sagt Initiator Hethey. Fehlt nur noch der sportliche Erfolg: „Wir wollen schon alle im Ziel ankommen.“ Anne-Sophie Lang

Anne-Sophie Lang

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false