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Berlin: „Kinder, macht mir das nicht nach“

1932 erzählte Max Liebermann im Radio aus seinem Leben. Die Sendung gibt es jetzt auf CD, als Beilage zu einer Biografie des Malers

Ein Lausejunge, dieser Max Liebermann. Künstler? Vorerst nur darin, aus Nussbaumblättern Zigaretten zu drehen und heimlich zu paffen – mit absehbaren Folgen. Hundeelend wurde dem Knaben, die Eltern riefen den Hausarzt, schließlich gab Mäxchen die Missetat zu. Es gab „mächtig was rauf, und ich war von meiner Freude am Rauchen für immer kuriert. Kinder, macht mir das nicht nach! Dabei kommt nichts raus!“

Eine Episode aus der Kindheit des großen Malers, von ihm selbst erzählt am 13. April 1932 im Berliner Deutschlandsender. Dieser hatte seine Tontechniker in Liebermanns Haus am Pariser Platz geschickt, auf dass er für eine knapp halbstündige Kindersendung „Aus meinem Leben“ berichte. Da er ohnehin ein Faible für Kinder hatte, war es wohl kein großes Problem, ihn dazu zu bewegen.

Die Autorin Regina Scheer hat die im Deutschen Rundfunkarchiv erhaltene Sendung zum Thema eines schmalen, doch sehr lesenswerten Buches gemacht, dem das Tondokument als CD beiliegt. Fast 85 Jahre alt war der Maler, als er sich an „das Ding“ setzte, „wo ich jetzt hineinspreche – ihr wisst, das heißt Mikrophon“. Er richtete seinen Blick weit zurück, erzählte vom Elternhaus, der Kindheit, entwarf nicht nur ein Bild seiner Jugend, sondern ebenso das Porträt einer versunkenen, für die jungen Zuhörer kaum mehr vorstellbaren Welt. „Geboren bin ich in Berlin, mein Geburtshaus steht aber längst nicht mehr“ – ein typischer Satz.

Ein ebenso spannendes wie unterhaltsames autobiografisches Dokument, das die Autorin ergänzt, indem sie es durch Informationen zur Geschichte der Liebermanns wie auch zur Situation Berlins im Jahr vor Hitlers Machtübernahme ergänzt, Lebens- und Stadtgeschichte geschickt verknüpfend. Zwar war Liebermann noch Präsident der Akademie der Künste, Angriffe der rechten Presse auf diese „Brutstätte bolschewistischer Ideologie“ war er gewohnt, aber sie nahmen an Schärfe zu. Nicht mal mehr ein Jahr, dann würden die braunen Kohorten auch an seinem Haus vorbeimarschieren. ac

Regina Scheer: Max Liebermann erzählt aus seinem

Leben. Mit Original-Tondokument. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin. 95 Seiten, 16,90 Euro

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