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Wählen dürfen Kinder noch nicht. Aber mit etwas Glück bekommen sie ein Kinderkaugummi.

© Guido Kirchner/dpa

Kinderfragen zur Bundestagswahl: "Wieso gibt es Streit, wenn alle für Frieden sind?"

Alle Erwachsene um sie herum scheinen verrückt zu spielen. Was hat es mit dieser Bundestagswahl auf sich?, fragt sich die Fünfjährige Jola.

Selten habe ich meine Tochter so konzentriert erlebt wie am Sonntagabend um kurz vor 18 Uhr. Gemeinsam saßen wir bei meinen Schwiegereltern auf der Couch und warteten auf die erste Prognose der Bundestagswahl.

Jola schob ihr Kinn nach vorne und starrte auf den Fernseher – als Fünfjährige ist sie zwar noch weit vom Erstwähleralter entfernt, dass es gerade um etwas Wichtiges ging, hatte sie aber längst verstanden. Bevor wir den Fernseher einschalteten, hatte ich ihr eingeschärft, ausnahmsweise mal, nur ganz kurz, keine Fragen zu stellen. Damit wir alle verstehen konnten, was die Zahlen und Diagramme auf dem Bildschirm bedeuteten.

Erklär mir alles!

Ihren Wissensdurst stillte Jola dann hinterher, als wir betreten vor unseren Pasta-Tellern saßen. „Was willst du denn wissen über die Wahl?“, fragte ich. Die Antwort kam schnell und direkt: „Alles halt.“

Die Wahlplakate waren Jola natürlich schon vor Wochen aufgefallen. Bereits bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus vor einem Jahr hatte sie sich für das Thema interessiert. Damals beschränkte sie sich allerdings darauf, ihre beste Freundin Tilda als mögliche Bürgermeisterin ins Spiel zu bringen.

Dieses Mal war ihr Interesse ernsthafter und tiefgehender. Nachdem ich ihr am Beispiel der SPD erklärt hatte, Parteien würden die Interessen der Bürger vertreten, schloss sie messerscharf, ihr gerade ein Jahr alt gewordener Babybruder Tim würde folglich wohl eine Partei namens „SP-Milch“ beziehungsweise „SP-Brei“ wählen.

Ein Kaugummi für die Demokratie

Am Wahltag durfte Jola mit ins Wahllokal. Für so viel politisches Engagement wurde sie von einer Wahlhelferin mit einem Kinderkaugummi belohnt, was sie noch mehr für Demokratie begeisterte. Die Stimmung am Abend war dann aber eher gedrückt. Mehrfach musste uns Jola ermahnen: „Scheiße sagt man nicht, schon gar nicht beim Essen!“ Dass ihre Oma später einen im Fernsehen auftauchenden Politiker „altes Arschloch“ nannte, konnte meine Tochter dann schon nicht mehr erschüttern.

Auch nach der Wahl hat Jola nicht aufgehört, Fragen zu stellen. Wofür steht die gelbe Partei? Wieso gibt es Streit, wenn doch alle für Frieden sind? Warum regieren nicht einfach alle Parteien zusammen? Ich gebe mir große Mühe, alles zu beantworten und ihr Interesse an unserer Demokratie am Leben zu halten – davon kann es schließlich nie genug geben, erst recht nicht nach diesem Sonntagabend.

Am liebsten hätte Jola schon dieses Mal mitgewählt, an ihrer ersten Bundestagswahl wird sie aber wohl – eventuelle vorzeitige Neuwahlen nicht eingerechnet – erst im Jahr 2033 aktiv teilnehmen. Bis dahin schlage ich die Sache mit den Überhangmandaten lieber noch einmal nach, die Frage danach kommt bestimmt noch.

Antworten gibt auch eine Wahl-Sondersendung unter kika.de/checker-tobi

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