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Immer wieder müssen Kitas schleißen, weil die Mieten steigen.

© dpa

Kindertagesstätte "Grashüpfer" in Berlin-Prenzlauer Berg: Eltern kaufen Wohnung, damit Kita erhalten bleibt

Die Kindertagesstätte "Grashüpfer" hätte wegen einer Mieterhöhung schließen müssen. Doch dann hatten die Eltern eine Idee.

„Ene mene meck. Und du bist weg.“ Eigentlich ein unbeschwerter Kinderreim. Doch so oder so ähnlich müssen sich die Eltern der Kindertagesstätte „Grashüpfer“ in Prenzlauer Berg gefühlt haben, als Ende Juli Post vom Vermieter kam. Die schlechte Nachricht: Die Netto-Kaltmiete sollte von 840 Euro auf 3025 Euro erhöht werden. „Diese Kosten können wir nicht tragen. Wir müssen gehen.“ Das sei ihr erster Gedanke gewesen, berichtet Meike Scheuren, eine der Mütter. Die Situation der „Grashüpfer“ ist kein Einzelfall. Immer wieder müssen Berliner Kindertagesstätten den steigenden Gewerbemieten weichen.

Doch die Eltern und Erzieher hatten eine besondere Idee. Die Eltern entschieden sich, die Wohnung zu kaufen, in der die Kita untergebracht ist – für 285 000 Euro. Insgesamt sollen sich die Kosten auf 330 000 Euro belaufen. Neuer Eigentümer: Der gemeinnützige Verein Grashüpfer e.V. Beschlossen wurde das ganze Ende Oktober. Eine alternative Bank gewährte schließlich einen Kredit über 200 000 Euro.

"Wir sind total gerührt"

Wie das finanziert wird? Kita-Rücklagen, Ersparnisse der Eltern, die je Elternpaar zwischen 500 Euro und 3000 Euro beisteuerten, Spenden von Großeltern und Freunden. „Wir sind gekommen, um zu bleiben!“ Dank dieser per Flyer im Kiez verbreiteten Botschaft kam ebenfalls Gelder zusammen. Frau Hennig, eine der Erzieherinnen, sagt: „Mit so viel Unterstützung hätten wir nicht gerechnet. Wir sind total gerührt.“

Das solche gemeinnützigen Vereine und überhaupt die Kindergärten keinen besonderen Kündigungsschutz haben, ist ohnehin nicht richtig. Auch hier müsste ein besonderer Schutz gelten wie bei Wohnungsmietern.

schreibt NutzerIn C-Burger

Spender waren unter anderen Kiepert & Kutzner, Volksbank und das vietnamesische Restaurant „Onkel Ho“. Noch 6000 Euro fehlen, bis die Kita gekauft werden kann. Das besondere an den „Grashüpfern“? Es gibt einen Kita-Garten mit Apfelbäumen, Möhrenaussaat und Kartoffelanbau, aber auch mit eigenem Insektenhotel. Das Personal ist auf Integrationskinder spezialisiert. „Zwei der 18 Kinder haben das Down-Syndrom. Es ist schwer für diese Kinder, einen neuen Kita-Platz zu finden“, sagt Mutter Meike Scheuren.

„Grashüpfer“ ist eine Eltern-Kind-Initiative. Eltern helfen mit in der Verwaltung, beim Kochen und im Garten. Alles wird mithilfe eines Punktesystems dokumentiert. Wer am Ende des Jahres zu wenig Punkte hat, muss für die Kita Dinge finanzieren. Sofa und Gartenhäuschen sind bereits eingekauft. Bleibt zu hoffen, dass dafür in Zukunft noch Geld sein wird.

Kathrin Merfort

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