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Puppenstar. Der Grüffelo begeisterte jahrelang die Kinder.

© Doris Spiekermann-Klaas

Kindertheater in Berlin-Schöneberg: Ausschreibung für „Hans Wurst Nachfahre“-Theater gestartet

Zwar ist das traditionsreiche Puppentheater in der Gleditschstraße mittlerweile geschlossen. Doch der Kulturort ist offenbar gerettet.

Manche wollten das plötzliche Glück kaum glauben, aber dann klirrten die Champagnergläser, war die Freude riesengroß. Zumindest bis 2023, also noch weitere fünf Jahre, können sich Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, in den Räumen der bisherigen Puppenbühne „Hans Wurst Nachfahren“ am Winterfeldtplatz in Schöneberg amüsieren und inspirieren lassen.

Das traditionsreiche Puppentheater spielte zwar am vergangenen Wochenende sein allerletztes Stück, es ist nun geschlossen – und eigentlich sollte danach zum Ärger vieler Fans und Menschen im Kiez ein Tonstudio in das Gebäude einziehen. Doch Kultursenator Klaus Lederer (Linke) rette den Kinder- und Jugendtheater-Standort in letzter Sekunde, indem er mit dem Hauseigentümer eine Verlängerung des Mietvertrags aushandelte.

Es geht also weiter, der „Kulturort für Kinder- und Jugendliche ist gesichert“, verkündet der Senat. Aber was bedeutet das konkret? Auf was können sich die kleinen und großen Besucher der Theaterremise im Haus Gleditschstraße 5 am Rande des Winterfeldtplatzes künftig freuen?

Sofort nach Abschluss der Verhandlungen hat die Senatskulturverwaltung eine öffentliche Ausschreibung „zur Fortführung des Kulturbetriebes mit einem künstlerischen Programm für Kinder und Jugendliche“ gestartet. Interessenten können sich bis zum 30. Juni bewerben. Wer den Zuschlag erhält, kann mit einer Sonderförderung durch das Land Berlin rechnen.

Alles im Bereich Kinder- und Jugendtheater

Das Puppentheater „Hans Wurst Nachfahren“ erhielt zuvor jährlich bis zu 65.000 Euro Zuschuss, womit unter anderem die Miete bestritten wurde. Weil der Hauseigentümer nach Auskunft des Sprechers der Kulturverwaltung, Daniel Bartsch, künftig „etwas mehr Miete verlangt“, können die neuen Betreiber auf einen leicht erhöhten Zuschuss hoffen.

Wer den Zuschlag erhält, ist noch offen. „Es muss nicht zwangsläufig wieder ein Puppentheater sein“, sagt Daniel Bartsch. „Es kann erst mal alles sein im Bereich Kinder- und Jugendtheater.“ Dem Vernehmen nach soll sich allerdings auch ein bisheriger Puppenspieler von „Hans Wurst Nachfahren“ gemeinsam mit Kollegen für die ausgeschriebene Bühne beworben haben.

Das Puppentheater wurde vor 37 Jahren gegründet. Es ist seither mit seinen teils mannshohen Stab-, Hand-, Marionetten- und Klappmaulpuppen für Generationen von Kindern ein wichtiges Stück Lebenserinnerung geworden – egal, ob Hase Lodengrün, das Grüffelo-Monster oder die furchtlose Maus auftraten. Zusätzlich wurden Puppenstücke für Erwachsene gezeigt, von Loriot bis zu Edgar-Wallace-Krimis. Viele Vorstellungen waren ausverkauft. Anfangs spielte die Bühne im Kreuzberger Mehringhof, 1993 zog sie an den Winterfeldtplatz.

Nachdem das Gebäude an der Gleditschstraße 2015 verkauft worden war, gefährdeten die Pläne des neuen Eigentümers die Existenz des Theaters. Dank des Eingreifens der Kulturverwaltung und einer Kiezinitiative, die 16.000 Unterschriften für seinen Verbleib sammelte, konnte es vor zwei Jahren schon einmal gerettet werden.

Die damals ausgehandelte Verlängerung des Mietvertrags lief nun aber erneut ab. Zugleich gingen die Gründer und Betreiber von „Hans Wurst Nachfahren“, Barbara Kilian und Siegfried Heinzmann, in den Ruhestand. Deshalb zog der Hausbesitzer seine Tonstudiopläne erneut aus der Schublade. „Der Senator hat ihn aber überzeugt“, sagt Daniel Bartsch, „dass wir langfristig ernsthaft Interesse am Standort haben“.

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