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Berlin: KINDER UND JUGENDLICHE LEBENSHILFE POLITIK IM KIEZ RELIGIÖSE RITUALE SENIOREN MUSIK WELTKIRCHE

* Christina Lenz, eine von zwei Diakoninnen Arbeitet seit 1984 in der Gemeinde, früher vor allem für die Senioren, bringt heute auch Kindern Singen und Flötespielen bei. Bestens vernetzt in Kreuzberg, lebt selbst im Kiez.

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Christina Lenz, eine von zwei Diakoninnen

Arbeitet seit 1984 in der Gemeinde, früher vor allem für die Senioren, bringt heute auch Kindern Singen und Flötespielen bei. Bestens vernetzt in Kreuzberg, lebt selbst im Kiez.

Die Aktivitäten der Gemeinde für Kinder und Jugendliche haben sich verdoppelt und verdreifacht, seitdem viele Familien mit Kindern nach Kreuzberg ziehen. Neben dem Kindergottesdienst und wachsenden Konfirmandengruppen veranstaltet Diakonin Agnes Gaertner Kinderwochen, bei denen es um Kunst, Bibel oder Gesundheit geht. Es gibt Eltern-Kind-Gruppen, den Kinderchor und den Jugendclub. Da die Musikschule in Kreuzberg kaum noch freie Plätze hat und das Angebot teurer geworden ist, können Kinder in der Kirche lernen, Flöte zu spielen. Die Nachfrage ist sehr groß.

Jörg Machel, Pfarrer Wirkt und lebt seit 30 Jahren in der Emmausgemeinde, die 1995 zur Emmaus-Ölberg-Gemeinde fusionierte. Er predigt, tauft, traut und beerdigt die Kreuzberger, oft hört er einfach nur zu.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Emmaus-Ölberg-Gemeinde ist es, für Obdachlose und Menschen mit wenig Geld da zu sein. An zwei Vormittagen treffen sich 50 bis 70 Obdachlose und Bedürftige am kostenlosen Frühstücksbuffet im Café der Emmauskirche. Manche nutzen zusätzlich die Möglichkeit zu duschen. Besonders Bedürftige können sich saubere Wäsche abholen. Zweimal im Jahr lädt die Gemeinde bis zu 200 Menschen zum Essen in den Kirchsaal ein. Im Computerraum können Menschen mit wenig Geld kostenlos E-Mails verschicken und Briefe schreiben. Mehrmals in der Woche treffen sich anonyme Alkoholiker und anonyme Ex-Drogenabhängige in Räumen der Ölbergkirche. Auch unter den ehrenamtlichen Helfern ist mancher, der mit dem Leben schwer zurechtkommt und durch die Arbeit für die Gemeinde aufgefangen wird.

Ingo Schulz, Kantor

Kirchenmusiker, Chorleiter, seit 1985 Kantor in der Ölberggemeinde. Er sorgt für ein erstklassiges musikalisches Angebot, für seine Bemühungen um die Neue Musik 2012 zum Kirchenmusikdirektor ernannt.

Sabine Witte, Küsterin

Anlaufstelle für alle, die was wissen wollen; bereitet Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Beerdigungen vor, pflegt den Kirchenkalender, vermittelt freie Räume, kümmert sich um Abrechnungen.

Thomas Hebekeuser, Hausmeister

Kümmert sich um die Gebäude, repariert und hilft, wo Hände gebraucht werden, ob beim Auf- und Abbau für Konzerte oder beim Basteln während der Kinderwochen.

Nikos Taleporou,

Freiwilligendienst

Stammt aus Griechenland und ist für ein Jahr mit einem EU-Förderprogramm in Berlin, bereitet Obdachlosen zwei Mal die Woche ein Frühstück und hilft nachmittags im Weltcafé.

Die Gemeinde lebt von und im Stadtteil. Deshalb ist die Verankerung im Kiez eine wichtige Aufgabe. Pfarrer Machel und sein Team haben schon oft am 1. Mai zu vermitteln versucht zwischen Politik, Polizei und Autonomen. Demnächst wollen sie Container zum „Zoff off“ aufstellen, um in Familien- und Nachbarschaftskonflikten mit

Mediation zu helfen. Machel engagiert sich in Bürgerforen gegen unangemessene Mietsteigerungen, für den Ökomarkt auf dem Lausitzer Platz und wenn es um Schule, Drogenabhängige und soziale Fragen geht.

Kristin Huckauf,

Freie Grafikerin

Zahlt nur wenig Miete für ihr Büro im Emmaus-Kirchturm und entwirft dafür ehrenamtlich für die Gemeinde Einladungen, Veranstaltungsplakate und gestaltet die Gemeindezeitung.

5. Buch Mose, Kapitel 14: „Du sollst alle Jahre den Zehnten absondern alles Ertrages deiner Saat, der aus deinem Acker kommt“, heißt es über das alttestamentarische Pflichtopfer zu Ehren Gottes. Im Vergleich dazu kommt der amtskirchlich organisierte Christ heute viel billiger weg (siehe Infokasten).

5. Mose, 14,25

Zum Kerngeschäft einer jeden Kirchengemeinde gehören Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Beerdigungen. Neben den klassischen Abendmahls-, Familien- und Kindergottesdiensten sonntags um 11 Uhr gibt es am Lausitzer Platz am jeweils letzten Sonntag im Monat spezielle Themengottesdienste, in denen Gäste predigen. Üblich sind auch ökumenische Gottesdienste zusammen mit dem Verein „Homosexuelle und Kirche“. Die Gottesdienste verlassen zuweilen auch die Kirche, zum Beispiel findet der Erntedank-Gottesdienst in der nahen Markthalle in der Eisenbahnstraße statt.

Klassische Seniorenarbeit ist in Kreuzberg ein Auslaufmodell. Die Hochbetagten sind schon vor Jahren weggezogen. 2012 hatte Pfarrer Machel nur acht Beerdigungen. Die Generation, die jetzt alt wird, engagiert sich im Weltladen, in der Sozialarbeit, singt im Chor oder unternimmt einmal im Monat etwas mit der Wandergruppe.

Ein Schwerpunkt der Gemeinde liegt im musikalischen Bereich. Deshalb leistet sie sich den sehr gut ausgebildeten Kantor Jörg Schulz und veranstaltet viele Konzerte in allen Besetzungen und Stilrichtungen von Opernarien über Chor- und Blasmusik, Jazz bis hin zu „Klangteppichen“. Manche Konzerte kosten Eintritt, andere sind gratis. Sowohl in der Emmauskirche als auch in Ölberg gibt es eigene Chöre, gesucht werden Männerstimmen, für Frauen gibt es eine Warteliste. Dienstagabends trifft sich der Posaunenchor.

Seit 1998 gibt es den Weltladen in der Emmauskirche. Mit fair gehandelten Lebensmitteln und Kunsthandwerk erwirtschaften die Ehrenamtlichen 25 000 Euro im Jahr, machen Bauern in Afrika und Asien glücklich und klären die Berliner über Hunger und Gewalt in der Ferne auf. Auch das Kollektengeld dient oft der Bekämpfung der weltweiten Armut.

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