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Eizellen werden in einer Kinderwunschpraxis von einer Biologin präpariert.

© dpa / Rainer Jensen

"Kinderwunschtage" in Berlin: Verbände warnen vor Geldmacherei bei Publikumsmesse

Im Februar soll die Publikumsmesse "Kinderwunschtage" in Berlin stattfinden. Verbände warnen nun vor unseriöser Geldmacherei. Die Betreiber weisen die Vorwürfe zurück.

Stahlblaue Augen lugen unter einer Schmusedecke hervor, die Haut leuchtet rosa – was für ein süßes Baby. Über dem Kinderbild steht in weißen Buchstaben auf der Internetseite der „Kinderwunschtage“: „Information zu Kinderwunschbehandlungen aus erster Hand“. In etwas mehr als zwei Wochen, vom 18. bis 19. Februar, soll die laut Veranstaltern erste Publikumsmesse zu diesem Thema in Berlin stattfinden, mit vielen Ausstellern aus dem Ausland.

Manche Fachärzte sehen in der Messe aber eine unseriöse Geldmacherei. Es gehe nicht um Information, sondern darum, dass Kunden angeworben werden sollen, heißt es etwa in einer Mitteilung des Berliner Landesfachverbands für Frauenärzte. Man befürchte, dass die Besucher nicht ordentlich informiert werden und tausende Euro für Behandlungen ausgeben in fremden Ländern, die nicht halten können, was sie versprechen. Zudem sei bei manchen Kliniken, die auf der Messe ausstellen, zweifelhaft, ob die dortigen Qualitätsanforderungen „mit den vorgegebenen hohen Standards in Deutschland vergleichbar sind“.

Verband kritisiert Präsentation von in Deutschland illegalen Methoden

Der Veranstalter kann die Kritik nicht verstehen. „Die Nachfrage der Menschen mit Kinderwunsch ist da. Wir wollen die ganze Bandbreite der Möglichkeiten aufzeigen“, sagte David MacAllister vom britischen Organisator. Man wolle sich kein ethisches Urteil erlauben. Die Ärztevertreter verweisen allesamt immer wieder auf den Fall der 65-jährigen Berlinerin, die vor zwei Jahren durch Eizell- und Samenspende in der Ukraine Vierlinge zur Welt brachte. Man ist sich einig: Da hätte kein deutscher Arzt geholfen.

Jedoch genau hier sieht der Verband der Frauenärzte ein Problem. Auf der Messe präsentieren ausländische Kliniken nämlich auch Methoden, die hierzulande illegal sind, wie etwa Eizellspenden und Leihmutterschaft. Diese Themen werden in der Medizinbranche kontrovers diskutiert, da sie teilweise mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Mütter oder der Gefahr der Ausbeutung für Leihmütter und Eizellspenderinnen einhergehen, erklärt Ulrich Hilland, Vorsitzender des Bundesverbandes Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands (BRZ). Auch er beurteilt die Kinderwunschtage kritisch und fürchtet, dass nicht die Information der Menschen im Vordergrund steht, sondern der Gewinn neuer Kunden. Allerdings sieht Hilland auch den deutschen Gesetzgeber in der Verantwortung. Der BRZ befürwortet etwa die Legalisierung von Eizellspenden in Deutschland – mit deutschen Standards. „Zurzeit gehen Leute dafür etwa nach Spanien. Dort ist es jedoch oft der Fall, dass Eizellspenden anonym passieren und das Kind so nie seine genetische Herkunft erfährt. Wenn wir so etwas verhindern wollen, müssen wir es in Deutschland mit höheren Regulierungen legal machen“, sagt Hilland.

Veranstalter weist den Vorwurf der Gewinnorientierung zurück

Die Kinderwunschtage hätten auch dem BRZ angeboten, einen Stand zu betreiben. „Wir haben das lange abgewogen, uns dann aber dagegen entschieden“, sagt Hilland. Die Befürchtung des Verbandes war, dass sich die Veranstaltung damit einen seriöseren Anstrich gegen wollte, „dafür wollten wir uns nicht hergeben“, erklärt der Mediziner.

Der Veranstalter weist den Vorwurf der Gewinnorientierung und zu geringer Standards zurück. Die britische Firma hat einen Fachanwalt für Medizinrecht hinzugezogen, der sicherstellen soll, dass die Veranstaltung nicht gegen deutsches Recht verstößt. Verkaufsgespräche dürften laut Veranstalter auf der Messe zum Beispiel nicht geführt werden. „Bevor wir uns dazu entschlossen haben, die Veranstaltung zu lancieren, haben wir 1,5 Jahre damit verbracht, uns mit Kinderwunsch-Experten aus Deutschland auszutauschen“, steht in der Stellungnahme. Man würde auch Seminare anbieten, Informationsaustausch sei das Ziel.

Die Unterscheidung zwischen Information und Werbung ist von rechtlicher Relevanz. Das deutsche Heilmittelwerbegesetz verbietet unter anderem „irreführende Werbung“. Also dass ein falscher Eindruck der Wirksamkeit einer Behandlung erweckt wird oder die gesundheitlichen Gefahren heruntergespielt werden. Der Frauenarztverband ist der Meinung, dass das Gesetz bei den Kinderwunschtagen greifen müsse.

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