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Luftnummern. Auch am Trapez üben sich die jungen Akrobaten des Kinderzirkus Cabuwazi. Das Projekt ist gefährdet, der Zirkus hat in der Mitte des vergangenen Monats Insolvenz anmelden müssen.

© Mike Wolff

Kinderzirkus Cabuwazi: Aus der Balance geraten

Der Kinderzirkus Cabuwazi hat Insolvenz angemeldet. Bis zum 1. Oktober wird nun geprüft, wie man den Zirkus retten kann. Neue Sponsoren werden gesucht.

Dem Berliner Kinderzirkus Cabuwazi droht das Aus. Das sozialpädagogische Projekt hat – wie jetzt bekannt wurde – wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Charlottenburg die vorläufige Insolvenz beantragt. Dennoch geht der Betrieb zunächst weiter; bis zum 1. Oktober wird nun geprüft, wie man den Zirkus retten kann.

Die Bürozentrale des berühmten Kinderzirkus ist in einem alten fünfstöckigen Backsteinhaus an der Bouchéstraße beheimatet. Die ehemalige Schule gehört dem Bezirk Treptow-Köpenick, Cabuwazi darf dort zwei Etagen gegen ein kleines Entgelt nutzen. In diesen Ferientagen ist es dort noch ruhig. Von herumwirbelnden Zirkuskindern keine Spur. „Wir bereiten uns auf den Zirkusbetrieb vor. Nächste Woche geht’s wieder los“, sagt Geschäftsführerin Petra Burkert.

Die rund 700 Kinder und Jugendlichen, die in der Schulzeit nachmittags in den insgesamt fünf Zelten von Cabuwazi trainieren, sollen unter der kritischen Finanzsituation ihres Vereins nicht leiden. „Viele unserer Kinder kommen aus schwierigen Verhältnissen. Die können sich keine teuren Hobbys leisten“, erklärt Burkert.

Im Haus teilen sich die vier Verwaltungsmitarbeiter Räume mit anderen sozialen Vereinen, Künstlern und einer Tangoschule. Der jährliche Etat von 1,5 Millionen Euro steckt zumindest nicht in den karg eingerichteten Büroräumen. „Die EDV-Ausstattung haben wir uns mit dem Preisgeld von einem gewonnenen Bundeswettbewerb gekauft“, sagt Cabuwazi-Sprecher Thomas Brockwitz. Die 40 Mitarbeiter arbeiten auf Honorarbasis oder werden vom Jobcenter gefördert.

Der Verein hat zwar keine Schulden, aber auch kein Geld mehr. Das hat mehrere Ursachen. Dem Verein sind in diesem Jahr zwei große Finanzquellen abhandengekommen. Zum einen sind die Schulprojektwochen, die die EU seit 2008 mit jährlichen 180 000 Euro gefördert hat, ausgelaufen. Und zum anderen wurde das Modellprojekt „Gesund ins Leben“ beendet. Das sind weitere 63 000 Euro im Jahr, die nun fehlen. „Die Folgeprojekte sind nicht rechtzeitig beantragt worden. Das hätte 2009 gemacht werden müssen. Als wir unsere Situation erkannt haben, war es schon zu spät“, sagt Geschäftsführerin Petra Burkert. Burkert übernahm erst Anfang des Jahres ihr Amt.

Der Verein hofft auf Insolvenzverwalter Torsten Martini. Neben den auslaufenden Projekten macht Martini vor allem organisatorische Mängel im Verein für die Insolvenz verantwortlich. „Mit seinen mittlerweile fünf Standorten ist der Verein unheimlich gewachsen.“ Die Mitarbeiter müssten ihn „eigentlich wie ein Unternehmen führen“. Das sei bei den Mitarbeitern aber noch nicht richtig angekommen. Zudem sind angesichts der Wirtschaftskrise große Spender abgesprungen und der Verein habe sich „nicht genug bemüht, neue zu suchen“. Martini will nun jemanden finden, der mit Cabuwazi weitermacht. Ein neuer Träger wäre eine Möglichkeit, und dass die einzelnen Platzleiter eine gemeinnützige GmbH gründen, eine andere.

Nadine Kuhn

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