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Drehort Berlin

© promo

Kino: Filmleute stürmen Berlin

Immer häufiger wird in der Hauptstadt gedreht. Das bringt Geld, Ansehen - und Staus. In diesem Jahr gab es allein 1300 Straßensperrungen wegen Dreharbeiten.

Sieben vermummte Polizisten stürmen über die Mauerstraße, ihre schusssicheren Schilde in der einen Hand, die Maschinenpistolen in der anderen. Nebenan qualmt ein ausgebrannter VW-Bus, nachdem ein Filmmensch eine Rauchbombe in das Wrack gelegt hatte. Das haben sie am Dienstag explodieren lassen: Hier an der Ecke Krausenstraße, keine 200 Meter vom Checkpoint Charlie entfernt.

Dürfen die das?, fragen sich Passanten ebenso wie Nachbarn und Autofahrer, die weder durchkommen noch parken dürfen, weil ringsum alles für die Filmcrew gesperrt ist. Inzwischen fragen sich das so viele, dass die Verkehrsverwaltung gestern an den Drehort zur Sat-1-Serie „GSG 9“ lud, um Antwort zu geben.

Peter George, der bei der landeseigenen Verkehrslenkung für die Genehmigungen verantwortlich ist, berichtet von 1300 Sperrungen allein seit Jahresbeginn. Hinzu kommen 1900 Genehmigungen für Halteverbote und knapp 200 Erlaubnisse für Blaulichtfahrten mit Filmautos am Set. Alles in allem hätten seine Leute schon mehr als 4000 Anträge bearbeitet – weit mehr als in früheren Jahren und mit weiter steigender Tendenz. Normalerweise kümmern sich fünf, in Spitzenzeiten elf Mitarbeiter um die Genehmigungen. Als Faustregel gilt: Erlauben, was für die Unbeteiligten erträglich ist, aber die Beschränkungen möglichst klein halten. In jedem Fall wird die Verkehrspolizei gefragt, nach Bedarf werden den Filmleuten Ausweichorte vorgeschlagen und zeitliche Beschränkungen vorgegeben, etwa aufs verkehrsärmere Wochenende oder die Ferien.

Dass die Verwaltung diesen Aufwand betreibt, ist Resultat der Senatsinitiative „Filmfreundliche Stadt“ und damit ausdrücklich gewollt. Einerseits hat die Region über die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH im vergangenen Jahr 26 Millionen Euro Fördergeld für insgesamt 245 Filmprojekte ausgegeben. Für 2007 ist eine ähnliche Summe avisiert. Dem stehen – von Studio Babelsberg geschätzte – 140 Millionen Euro gegenüber, die die Branche in der Region investiert.

Die Gebühren für die Bürokratie sind bundesweit vorgegeben und reichen beispielsweise für eine Straßensperrung von zehn bis 767 Euro. Hinzu kommen Sondernutzungsgebühren, die die Tiefbauämter der Bezirke quasi als „Miete“ für ihre Straßen kassieren. Wird eine Straße mit Parkraumbewirtschaftung blockiert, kommen üppige Ausgleichsgebühren hinzu. Nach einer Prognose der Verkehrsverwaltung dürften in diesem Jahr allein über die Gebühren rund 400 000 Euro in die öffentlichen Kassen kommen.

Die gefragtesten Drehorte sind Mitte und Charlottenburg. Für „GSG 9“ sind fünf Drehtage in der Mauerstraße vorgesehen. Weil zwischendurch die Kamera um 180 Grad gedreht wird, eignet sich die Kulisse sogar für zwei verschiedene Folgen.

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