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Er gehört zu ihr. Fabian Böckhoff spielt eine nicht unwesentliche Rolle in der Gaunerkomödie "Harts 5" – so wie die Hafenbar , in der er sonst Partys veranstaltet.

© David Heerde

Kinostart: Kassenschlager

Partys mit deutschen Hits haben die Hafenbar in Berlin-Mitte legendär gemacht. Jetzt ist das Tanzlokal auch noch Kulisse für den Film "Harts 5 - Geld ist nicht alles".

Das Bullauge grinst. Oder vielmehr: Der Mann, der dahinter steht und durchguckt. Es ist Freitagabend, und vor der Hafenbar in der Chausseestraße in Mitte hat sich eine Schlange gebildet. Bis zur Kreuzung Invalidenstraße stehen die Besucher, warten auf Einlass. Drinnen blickt Partyveranstalter Fabian Böckhoff durch das Türfenster auf die Menge und sagt: Manchmal geht die Schlange um den Block.

Die Hafenbar ist Kult und der Grund dafür simpel: Zu den Hits von Trude Herr und Marianne Rosenberg lachen die Besucher miteinander und nicht übereinander. Das verbindet, das schafft eine gute Stimmung. Und der Ruhm des Tanzlokals wird die nächsten Wochen bestimmt noch größer, denn die Hafenbar kommt ins Kino – als einer der Drehorte im Film „Harts 5 – Geld ist nicht alles“, der am Donnerstag im Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte Premiere hat.

Auch Partyveranstalter Fabian Böckhoff spielt in dem 90-minütigen Streifen mit. Der 41-Jährige gibt den Protagonisten Tobias Hart, es ist sein erster großer Auftritt als Schauspieler. Die Geschichte des Films ist schnell erzählt. Ein Kindergarten steht vor dem Abriss, an seiner Stelle sollen Luxus-Townhouses gebaut werden. Tobias Hart, der seinen Lebensunterhalt mit einer Berliner-Luft-Karaoke-Bar bestreitet, will mit seinen Freunden dem schwäbischen Investor einen Strich durch die Rechnung machen. Doch dabei geht jede Menge schief.

Für den Film kündigte Regisseur Julian Tyrasa seine Rentenversicherung

Julian Tyrasa, 41, hat das Drehbuch zu „Harts 5“ geschrieben und zugleich Regie geführt. Der Film, eine Gaunerkomödie, war ihm eine Herzensangelegenheit, denn den Prozess um Verdrängung und Wandel, die sogenannte Gentrifizierung, hat er vor der eigenen Haustür erlebt. 2002, nach dem Abschluss seines Studiums an der Kunsthochschule in Köln, zog er nach Prenzlauer Berg. Das Lockere und Improvisierte, das den Kiez einst ausgemacht habe, sei im Laufe der Jahre verschwunden. Dafür hätten sich die „Insignien der Leistungsgesellschaft“ breit gemacht. Luxusautos, Designerklamotten, Statussymbole. Früher, sagt Tyrasa, habe man die Kreativen an der Gitarre auf dem Rücken erkannt, heute an ihren Laptops mit dem leuchtenden Apfel-Logo.

Er selbst will das Mantra von Wachstum und Erfolg auf den Kopf stellen. Um „Harts 5“ zu finanzieren, hat Julian Tyrasa seine Rentenversicherung gekündigt, die 5000 Euro in Material und Technik investiert. Geld für die Darsteller blieb nicht übrig. Sie verzichteten auf Gage, machten mit, weil sie von der Idee überzeugt waren. So wie Fabian Böckhoff, der seit 17 Jahren mit Radiomoderator Stefan Rupp in der Hafenbar die Partyreihe „Stimmen in Aspik“ veranstaltet und dessen Biografie teilweise in die Figur des Tobias Hart eingeflossen ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass Böckhoff und Tyrasa zusammenarbeiten. Sie gingen gemeinsam in Bielefeld zur Schule, drehten als Jugendliche kurze Filme, wie eine trashige Adaption des Bond-Klassikers „Im Angesicht des Todes“. Böckhoff übernahm die Rolle von Grace Jones. „Nicht wegen meiner athletischen Figur oder Körperbräune, sondern weil mir meine Mutter einen schwarzen Ski-Overall genäht hatte“. So stand er dann auf dem Eisernen Anton, dem Eiffelturm Bielefelds. Eine Art Initialzündung.

Vor der Gentrifizierung ist auch die Hafenbar nicht sicher

Seither, erzählt Böckhoff, habe er Tyrasa immer damit genervt, ihm mal eine Hauptrolle zu geben. Im November 2010 war es so weit, da begannen die Dreharbeiten zu „Harts 5“. Dass einige Szenen in der Hafenbar spielen, habe sich angeboten. Wegen des persönlichen Bezugs und wegen des knappen Budgets. Aber auch wegen der Parallelen zwischen Film und Realität. „Mit steigenden Immobilienpreisen fragen auch wir uns, ob irgendwer die Hafenbar kauft und sie abreißt“, sagt Böckhoff. Dieses Schwert schwebe über dem Laden, „auch wenn wir momentan etwas Ruhe haben“.

Ruhe haben der Regisseur und sein Hauptdarsteller seit kurzem auch privat: beide sind aus Berlin weggezogen. Tyrasa nach Caputh, Böckhoff nach Spechthausen, einen Vorort von Eberswalde. Dort will der gelernte Tontechniker ab Oktober Internationales Forstmanagement studieren. Weil er schon als kleiner Junge davon geträumt habe, Förster zu werden. „Und weil ich nicht weiß, ob meine Schauspielkarriere mit diesem Film bereits beendet ist oder gerade erst beginnt.“ Der Hafenbar bleibt er auch weiterhin treu. Für seine Partys kommt er nun aus Spechthausen angereist.

„Harts 5 – Geld ist nicht alles“ feiert am morgigen Donnerstag im Kino Babylon Premiere. Beginn: 20.15 Uhr, Eintritt: 8 Euro

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