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Kirche: Katholiken hadern mit dem Papst

Diözesanrat sucht Dialog mit Jüdischer Gemeinde

Heftig wird in den katholischen Gemeinden die Rehabilitierung ultrakonservativer Bischöfe – unter anderem eines Holocaust-Leugners – durch den Vatikan diskutiert. Für Hans-Joachim Ditz, den Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin, ist das Thema von "hoher Brisanz und führt uns in eine Zerreißprobe". Die Vertretung der katholischen Laien distanziere sich eindeutig von der Rehabilitierung der Bischöfe. Es gebe Unruhe und Ängste, dass der Papst einen Kurswechsel einschlage. Am heutigen Dienstag werde es erneut Gespräche von Vertretern des Diözesanrats mit der Jüdischen Gemeinde geben. "Wir hoffen, dass die guten Kontakte nicht Schaden nehmen."

Vorgehen des Papstes "nicht von Gottes Geist geleitet"

Seit Tagen, spätestens seit den sonntäglichen Gottesdiensten, wird über das Vorgehen des Vatikans kritisch diskutiert. Carl-Heinz Mertz, Pfarrer der Zehlendorfer Herz- Jesu-Gemeinde, sprach am Montag von einer spürbaren Enttäuschung unter Kirchenmitgliedern. "Ich glaube, dass das längerfristig wirkt – und nicht zum Vorteil für die Kirche." Hans-Joachim Ditz sieht große Gefahren nicht nur für den Dialog mit der Jüdischen Gemeinde, sondern auch für Gespräche mit anderen Religionsgemeinschaften. Am Sonntag hatte Wolfgang Klose, der Vorsitzende des Diözesanrats, in einem Tagesspiegel-Leserbrief Papst Benedikt XVI. vorgeworfen, Gräben zu vertiefen und Zerrissenheit in die katholische Kirche hereinzutragen. Ingrid Fuhrmann von den kritischen Katholiken "Wir sind Kirche" sprach am Montag von Verärgerung und Enttäuschung unter den Kirchenmitgliedern. Die Ökumene, das Miteinander von Konfessionen und Religionen, werde vom Vatikan außer Acht gelassen. "Die Entscheidungen sind nicht von Gottes Geist geleitet", sagte Ingrid Fuhrmann. "Aber deshalb treten wir nicht aus der Kirche aus."

Von angedrohten oder tatsächlichen Kirchenaustritten aufgrund der jüngsten Entscheidungen des Vatikans war den Gemeinden und dem Erzbischöflichen Ordinariat am Montag nichts bekannt. Hinweise auf verstärkte Austritte lagen auch den zuständigen Amtsgerichten und der Justizverwaltung nicht vor.

Eine Stellungnahme des Berliner Erzbischofs zu den aktuellen Vorgängen sei nicht zu erwarten, das sei eher eine Angelegenheit der Bischofskonferenz, hieß es aus dem Ordinariat. Der Diözesanrat wies allerdings darauf hin, dass sich bereits andere Bischöfe kritisch zu den jüngsten Entscheidungen des Vatikans geäußert hatten. (C. v. L.)

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