zum Hauptinhalt

Berlin: Kirchenasyl für den Pfarrer?

Bernhard Kroll wurde vom Amt suspendiert, weil er als katholischer Priester in Berlin am evangelischen Abendmahl teilnahm

Er hat von seiner Absetzung per Fax erfahren. Am Telefon kämpft Pfarrer Bernhard Kroll mit den Tränen. Am Mittwoch hat der Eichstätter Bischof Walter Mixa den katholischen Pfarrer aus Dietenhofen-Großhabersdorf vom Amt suspendiert. Eine Oblate und ein Schluck Wein sind schuld. Beides hat Kroll im vollen Ornat, also bewusst als katholischer Priester, am vergangenen Sonnabend in der Gethsemane-Kirche in Prenzlauer Berg aus ungeweihter, evangelischer Hand empfangen.

Und das hatte ihm seine Amtskirche verboten. Katholische Priester dürfen nicht am evangelischen Abendmahl teilnehmen, der Papst hat das Verbot zuletzt in seiner Enzyklika von Ostern bekräftigt. Die Initiative „Kirche von unten“ hatte die ökumenische Abendmahlsfeier organisiert, um die Einheit von Katholiken und Protestanten voranzutreiben. Kroll wollte ein Zeichen setzen.

Mit Sanktionen hat er gerechnet, mit einer Abmahnung oder einer Beurlaubung. „Aber mit dieser Reaktion nicht“, sagt er traurig. Er fühle sich wohl in seiner Gemeinde. Vor fünf Jahren hat er sie übernommen und sich eingelebt. Mixa sei richtig wütend gewesen, als er ihn am Dienstagabend zum ausführlichen Gespräch geladen hat. Für den Bischof ist Krolls Handlung eine nach Kirchenrecht unzulässige Handlung. Grundlage sei der im Kirchenrecht definierte Straftatbestand einer „verbotenen Gottesdienstgemeinschaft“. Noch müssen viele Details geklärt werden, wie lange die Besinnungszeit zum Beispiel dauert, die der Bischof dem abtrünnigen 42-Jährigen gewährt.

Fest steht, dass schon am Sonntag ein neuer Pfarrer in Krolls Gemeinde den Gottesdienst halten wird. In den nächsten Tagen wird der suspendierte Pfarrer die Geschäfte übergeben und eine neue Bleibe suchen, aus der Dienstwohnung muss er ausziehen.

Trotz der Sanktionen bereut Bernhard Kroll nichts. Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen zusammen mit evangelischen Kollegen, sind in seiner Gemeinde üblich. Nun sei die Zeit reif gewesen, einen weiteren Schritt zu gehen, sagt Kroll. „Ich würde es vielleicht nicht wieder in dieser Art machen, aber grundsätzlich stehe ich zu dem, was ich getan habe.“ Am Mittwochnachmittag hat Kroll Kollegen getroffen und viel Solidarität erfahren – „auch von denen, die einen solchen Schritt selbst nicht gehen würden“.

„Wir wollen alles Mögliche tun, um Kroll zu helfen“, sagt nun auch Pfarrer Seidenschnur von der Gethsemane-Kirche. Notfalls auch mit Kirchen-Asyl. Dutzende von Solidaritätserklärungen sind schon bei ihm und den Leuten von „Kirche von unten“ eingegangen. Selbst auf einer Internetseite des Bistums Eichstätt, wo jeder seine Kommentare abgeben kann, unterstützen viele Krolls Haltung. „Wir können nur hoffen, dass die Solidaritätsbekundungen den Bischof umstimmen“, sagen die Leute des Zusammenschlusses „Kirche von unten“. „Vielleicht ist die Situation nicht ganz hoffnungslos“, sagt Kroll, „aber bis beide Seiten aufeinander zugehen, das wird dauern“.

Claudia Keller

Zur Startseite