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Berlin: Kirchengemeinde erschließt sich neue Einnahmequelle zur Finanzierung von Reparaturen

"Das ist die Berliner Luft", dudelt die 19 Mark teure Spieluhr auf einer Dose, die mit eben jener Luft gefüllt und mit Bildern einiger Wahrzeichen bedruckt ist. Zwölf Mark kostet die Schneekugel, in der es auf die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche herabrieselt, wenn man sie schüttelt.

"Das ist die Berliner Luft", dudelt die 19 Mark teure Spieluhr auf einer Dose, die mit eben jener Luft gefüllt und mit Bildern einiger Wahrzeichen bedruckt ist. Zwölf Mark kostet die Schneekugel, in der es auf die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche herabrieselt, wenn man sie schüttelt. Als Zinn-Miniatur kostet die Kirche 28 Mark, und selbst Fingerhüte für zehn Mark tragen das Gotteshaus als Motiv. Diese und andere Souvenirs verkauft die evangelische Gemeinde seit heute an einem eigenen Stand auf dem Breitscheidplatz. Pfarrerin Sylvia von Kekulé will so eine neue Einnahmequelle erschließen, um künftige Reparaturen an der Kirche finanzieren zu können. Täglich außer sonntags - "wir kämpfen schließlich gegen die Sonntagsarbeit" - läuft der Verkauf von 9 bis 19 Uhr.

Fantasie bei der Geldbeschaffung hatte die Pfarrerin ja schon bewiesen, als der Glockenturm von 1961 für 685 000 Mark saniert werden musste. Vom Sommer vorigen Jahres bis Ende Januar wurde der Turm an eine Marketing-Agentur vermietet, die auf Riesenplakaten unter anderem mit dem Bild Claudia Schiffers für Kosmetik warb. Doch auch in den nächsten Jahren wird die Kirche zusätzliche Mittel brauchen, unter anderem wegen beschädigter und abgesenkter Bodenplatten auf dem Vorplatz. Und in zehn bis 15 Jahren dürfte die nächste Sanierung des Glockenturms fällig sein, dessen Betonwaben immer wieder rissig werden.

Schon seit 1995 verkauft man in der Ruine des alten Kirchturms neben Postkarten auch Uhren mit Gedächtniskirchen-Motiv. Mehr als 2000 Stück fanden bisher Abnehmer. Mittlerweile gibt es das dritte Modell in Gold und Silber für 129 Mark - es enthält einen winzigen Splitter der alten Kugel auf dem Glockenturm, die im Vorjahr ausgetauscht worden war. Die zusätzlichen Souvenirs sollen jetzt "wegen der Würde des Denkmals" nur an den Ständen im Freien angeboten werden.

Die Idee für den Souvenirhandel kam der Pfarrerin, als sie in einer Londoner Kirche diverse Devotionalien mit Queen-Motiven sah - "sogar eine Bibel". Was jetzt verkauft wird, sind (noch) keine Spezialanfertigungen. Die gleichen Artikel gibt es in Touristenshops und Kaufhäusern. So kommt es auch, dass die Kirche nur auf wenigen Souvenirs allein zu sehen ist. Die Wandteller, Bierseidel und Sweatshirts zeigen auch das Brandenburger Tor und andere Sehenswürdigkeiten. Wenn der Verkauf erfolgreich läuft, will Sylvia von Kekulé aber über eine eigene Produktion, etwa von Feuerzeugen, nachdenken. Dann könnten die Andenken ihrem Geschmack wohl näher kommen. "Manches ist ganz schön kitschig", gibt sie zu.

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