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Berlin: Klagen auf ganzer Linie

Umsatzminus bei Läden wegen neuer Busstrecken

Berliner Einzelhändler klagen jetzt über Umsatzeinbußen infolge des neuen Liniennetzes der BVG. In jenen Läden, an denen Busse früher vorbeifuhren, werde jetzt weniger verkauft. „Die Alarmrufe aus vielen Teilen der Stadt nehmen zu“, sagte Nils Busch-Petersen, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. Viele Kunden fahren mit dem Bus zum Einkaufen – wo es keinen Bus mehr gebe, kämen nun weniger.

Klagen kommen zum Beispiel aus der Turmstraße in Moabit, aus der Pichelsdorfer Straße in Spandau und aus der Lipschitzallee in Buckow. Dort hat die BVG die Buslinien gestrichen. Probleme gibt es aber auch dort, wo zwar noch Busse fahren, aber nicht mehr halten.

Etwa am Innsbrucker Platz in Schöneberg. An dieser Verkehrswüste stoppen die von Norden kommenden Busse der Linien 148 und 187 nicht mehr vor, sondern hinter der riesigen Kreuzung. Damit ist das Wohngebiet nördlich vom Platz abgehängt; wer zur Haltestelle will, muss erst mehrere Fahrbahnen überqueren, die auch Zubringer zur Stadtautobahn sind. Weil sich vor allem Schüler nun neue Wege gesucht haben, ist auch der Umsatz der meisten Geschäfte dort zurückgegangen. Bäcker Kurt Berning sagt etwa, bei ihm seien es rund 20 Prozent.

Auf die Bitte, die alte Haltestelle wieder einzurichten, reagierte die BVG mit einer Standardantwort. Inzwischen sammelte Hidir Bikmaz, Politologe und ehemaliger BVG-Busfahrer, rund tausend Unterschriften für die Wiederinbetriebnahme der Haltestelle. Alle Einrichtungen seien noch vorhanden. Vor allem älteren Menschen fehle jetzt der direkte Zugang zu Ärzten und zum Gesundheitsamt, sagt Bikmaz. Eine stark sehbehinderte Frau klagt, in dem „dunklen Loch“ unter der kombinierten Autobahn- und Bahnbrücke könne sie fast nichts mehr erkennen. Die BVG hat der Frau mit dem Streichen der Linie 185 zudem die Direktverbindung zum Wittenbergplatz und zum Ku’damm genommen. Für viele Anwohner sei die Neuregelung „eine Katastrophe“, sagt Apothekerin Klari Lipfert. Obwohl die BVG betont, sie habe vor den Änderungen ihre bisher aufwändigste Informationskampagne gestartet, haben die meisten Anwohner nach eigenen Angaben erst am Tag der Umstellung, am 12. Dezember, erfahren, was auf sie zukomme, so Bikmaz.

Am liebsten hätten die Anwohner auch die gestrichenen Buslinien hier wieder, den 185er und den 348er. Für diesen gibt es, wie berichtet, immerhin wieder Hoffnung. Die BVG prüft hier drei Varianten für ein teilweises Wiederaufleben. Die Planer wollen nach BVG-Angaben auch die Haltestellenregelung am Innsbrucker Platz noch einmal prüfen. Durch den Wegfall sei die Fahrtzeit aber immerhin um eine Minute verkürzt worden, was auf Dauer Kosten spare.

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