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Berlin: Klarsichtig, blitzgescheit und mit starkem Engagement

Man könnte sie eine Institution nennen. Aber das wäre fast unhöflich gegenüber Ella Barowsky, die immer auch Dame ist - stets adrett gekleidet, selten, wenn überhaupt, ohne schickes Hütchen und von einer durch die Jahre nicht - oder kaum - zu beugenden Lebendigkeit.

Man könnte sie eine Institution nennen. Aber das wäre fast unhöflich gegenüber Ella Barowsky, die immer auch Dame ist - stets adrett gekleidet, selten, wenn überhaupt, ohne schickes Hütchen und von einer durch die Jahre nicht - oder kaum - zu beugenden Lebendigkeit. Nennen wir sie also eine Instanz in Berlin. Denn Ella Barowsky ist nicht nur Stadtälteste, also Träger eines raren Ehrentitels. Sie ist auch seit Jahrzehnten, über die ganze Nachkriegsgeschichte der Stadt hinweg, öffentlich aktiv gewesen, erst in wichtigen politischen Funktionen, dann in zahreichen Ehrenämtern, schließlich als immer rege, anteilnehmende Bürgerin, ohne die man sich viele öffentliche Veranstaltungen gar nicht vorstellen kann. Aber eigentlich wird man ihr nur dann gerecht, wenn man sie einzigartig nennt. Denn wer kann von sich schon sagen, dass er - wie sie - wirklich zu den legendären Politikerinnen der ersten Stunde gehört? Dass er bem Neu-Anfang dabei war und am Gedeihen Berlins teilgenommen hat, handelnd, mitdenkend, schließlich beobachtend? Mitten im Krieg, 1942, als Volkswirtin promoviert, war Ella Barowsky ja bereits seit Mai 1945 im Bezirksamt Schöneberg tätig, im Herbst trat sie in die Liberaldemokratische Partei ein, die dann zur FDP wurde, und von da an wirkte sie auf den unterschiedlichsten politischen Ebenen - als Abgeordnete, in der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin, in der Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung, im Abgeordnetenhaus, als Bezirksbürgermeisterin von Schöneberg und Wilmersdorfer Bezirksstadträtin, später vor allem durch ihrem Engagement in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusamenarbeit. Man zweifelt nicht daran, dass die eher zierliche Frau in allen diesen, längst zur Geschichte gewordenen Jahrzenten war, was sie bis heute geblieben ist: klarsichtig, blitzgescheit, mit starkem Engagement, durchaus emotional, aber zugleich begabt mit einem nüchternen, praktischen, eben politischem Verstand. Kann man sie also auch den Prototyp einer Berlinerin nennen? Vermutlich hätte sie nichts dagegen, denn sie ist doch der Stadt ihr ganzes Leben hindurch treu geblieben. Am Ende ist sie auch ein Beweis dafür, dass das Interesse am öffentlichen Leben, dass die Anteilnahme am Gemeinwesen und Offenheit für Neues, ja, die Politik jung erhalten. Denn am Donnerstag ist Ella Barowsky 9o Jahre alt geworden. Zu Recht hat sie Parlamentspräsident Momper gestern ein "Juwel unserer Stadt" genannt. Der Tagesspiegel, dessen treue Leserin sie ist und der sie bei vielen Veranstaltungen zu seinen Gästen zählen durfte, gratuliert herzlich!

Rdh.

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