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Die Freiheitsstatue vor Manhattan am Morgen - diesen Anblick genossen auch die Kreuzberger Schüler bei Ihrer Reise Anfang Oktober.

© dpa

Klassenfahrt auf Staatskosten: Berliner Lehrer bereut teure New-York-Reise nicht

Die Diskussion über die 38.000-Euro-Klassenfahrt geht weiter. "Etwas naiv" sei er schon gewesen, sagt Frederik von Elm. Andere fahren nach China - aber günstiger.

Für über 30.000 Euro flog eine Kreuzberger Schülergruppe auf Staatskosten nach New York – die Diskussion darüber reißt nicht ab. Längst werden Stimmen nach einer Begrenzung der Ausgaben für Klassenfahrten laut. Dennoch steht der verantwortliche Lehrer weiterhin zu seiner Entscheidung. „Ich bereue es nicht“, sagte Frederik von Elm am Donnerstag dem Tagesspiegel, denn es handele sich um einen „tollen Leistungskurs“. Allerdings räumt er ein, „etwas naiv“ vorgegangen zu sein: Es war die erste von ihm selbst organisierte Klassenfahrt.

Die erste New-York-Reise zahlte eine Stiftung

Wie berichtet, hatte von Elm vorschriftsmäßig die Zustimmung von Rainer Völkel eingeholt, dem Leiter des Robert-Koch-Gymnasiums. Völkels Vorgehen rund um die Beantragung einer der bundesweit teuersten Klassenreisen wird von der Schulaufsicht überprüft. Verwunderung stiftete auch seine Behauptung, dass die Reise ein „singuläres Ereignis“ gewesen sei, denn eine Schülergruppe von ihm war schon 2011 in New York.

Das Wort „singulär“ habe er darauf bezogen, dass nur die aktuelle New-York-Reise über das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) bezahlt worden sei, begründet Völkel seine Darstellung. Der Flug von 2011 sei anderweitig finanziert worden und zwar von der Checkpoint Charlie Stiftung. Diese Aussage stellte sich inzwischen als irrtümlich heraus und wurde von Völkel revidiert: Die Stiftung sei nur beratend tätig gewesen. Laut Bildungsverwaltung flossen stattdessen Gelder von unterschiedlichen Seiten, darunter von einer Spenderin.

Wie sich inzwischen herausstellte, waren drei Teilnehmer des Englisch-Leistungskurses nicht in New York dabei. Womöglich gab es darunter auch Schüler, die keinen BuT-Anspruch hatten. Dass sie aus finanziellen Gründen zu Hause geblieben sein könnten, schlossen von Elm und Völkel aber vollkommen aus. In allen drei Fällen habe es andere Gründe gegeben, die etwa mit fehlenden Visa oder den Erziehungsvorstellungen muslimischer Eltern zu tun gehabt hätten, so Elm.

Bei der Orchesterreise nach Peru hilft das Goethe-Institut

Wie berichtet, hatten die Jobcenter pro Schüler über 2500 Euro überwiesen. Rund 400 Euro werden zurückgezahlt, weil die Reise etwas billiger als erwartet ausfiel: Statt 38.000 kostet sie den Steuerzahler jetzt noch rund 31.500 Euro. Aber auch das sprengt den üblichen Rahmen bei weitem. Selbst die Schulen, die nach China reisen, berichten über weit geringere Kosten, weil sie bei Gastfamilien wohnen können.

Es gibt auch kleine Zuschüsse von der Bildungsverwaltung: So flossen in den Chinaaustausch dieses Jahr rund 11.400 Euro verteilt auf 190 Schüler und zwölf Begegnungen.

Ralf Heitmann, Leiter der Reinickendorfer Bettina-von-Arnim-Schule, berichtet, dass auch über die Initiative "Schulen: Partner der Zukunft" (PASCH) Mittel gezahlt werden. Zudem helfen verschiedenste Organisationen. Beispielsweise unterstützt das Goethe-Institut die Finanzierung der Orchesterpartnerschaft des Zehlendorfer Droste-Hülshoff-Gymnasiums mit Peru. Etliche Schulen verfügen auch über solvente Fördervereine.

Die Ansprüche der Eltern steigen

Als Problem empfinden manche Lehrer die Erwartungshaltung von Eltern, die mitunter jährliche Klassenreisen verlangen. Skifahrten gehören ebenso dazu wie Reisen auf andere Kontinente. Normal- oder Geringverdiener mit mehreren Kindern ohne Anspruch auf BuT seien dann in Bedrängnis, und die Kinder befürchteten, gehänselt zu werden, wenn sie nicht mitfahren könnten, berichtet Elke Wittkowski vom Hülshoff-Gymnasium. Eine Reise habe sie deshalb abgesagt.

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