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Berlin: Klassischer Klamauk

Die „Last Night of the Proms“ wird aus London eingespielt – Berlin feiert auf der Museumsinsel mit

Sie schreien und jubeln, sie schunkeln, klatschen und pfeifen, sie tragen bunte Hüte, wickeln sich in Fahnen und pusten in Faschingströten: Die „Last Night of the Proms“ gehört zu den skurrilsten Attraktionen der an skurrilen Attraktionen nicht gerade armen britischen Insel. So ein verrücktes Konzert gibt es nicht noch einmal auf der Welt: Wenn zum Abschluss des sommerlichen Klassikfestivals in der Londoner Royal Albert Hall Edward Elgars „Pomp and Circumstance“-Marsch gespielt wird, geraten selbst distinguierte Damen und Herren völlig aus dem Häuschen. Vor allem auf den billigen Plätzen geht es dann hoch her: Die befinden sich genau in der Mitte der 5200-Plätze-Halle am Hyde Park und haben den „Proms“ ihren Namen gegeben. Hinter der Abkürzung steckt die Idee der Promenaden-Konzerte, bei denen seit 1895 die Zuhörer während der Aufführung in der ovalen Arena lustwandeln können. Oder eben auch jede Menge Blödsinn anstellen.

In Großbritannien wird die Kult-Veranstaltung seit Jahren auf Großbildleinwände übertragen, vor denen sich in London, Glasgow, Belfast, Swansea und Manchester Tausende versammeln, um ausgelassen mitzufeiern. An diesem Samstag steigt nun auch erstmals in Berlin eine „Proms“-Party: Das Sommerkino auf der Museumsinsel überträgt das Spektakel live ab 21.30 Uhr auf der größten Open-Air-Leinwand der Hauptstadt. Als erster Veranstalter auf dem europäischen Festland, wie die Organisatoren stolz betonen. Mitglieder des britischen Königshauses und ihre Doppelgänger haben freien Eintritt, Normalsterbliche zahlen 15 Euro. Dafür wird auch ein Rahmenprogramm geboten: Als Moderatoren treten der beliebte Kulturradio-Quotenbrite Joylon Brettingham-Smith sowie der Comedian Mark Britton in Aktion.

Während es für die Berliner Besucher des Klassikereignisses angesichts der späten Stunde angeraten scheint, Angora-Unterwäsche zu wählen, werden auf der Videoleinwand die Musiker des BBC Symphony Orchestra wie immer in weißen Dinnerjacketts die festlich geschmückte Bühne der Albert Hall betreten. Am Pult steht der Dirigent Leonard Slatkin, zum alljährlichen Stargast wurde diesmal der Bariton Sir Thomas Allen erwählt, der vor allem mit Musical-Klassikern für Stimmung sorgen will. Und wenn dann im fernen London bei der heimlichen Nationalhymne „Rule Britannia“ der ganze Saal inbrünstig mitsingt, wird hoffentlich auch den England-Fans auf der Museumsinsel warm ums Herz.

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