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Berlin: Kleihues in Kleihues

Berlins ehrt seinen einflussreichsten Architekten zum 70. Geburtstag

Es ist Sommer in Berlin, und die Jahreszeit, die manche für die eigentliche Saison der Stadt halten, geizt nicht mit ihren Gaben. Nehmen wir zum Beispiel die Wärme dieses strahlenden MittwochNachmittags, an dem das kulturinteressierte Berlin in der großen Halle des Hamburger Bahnhofs schwitzte. Es muss das ganze Aufgebot gewesen sein, so viele drängten sich inmitten der Beuys-Objekte und schwerblütigen Kiefer-Bilder.

Doch der Auftrieb heiligte den Anlass: die Retrospektive des Architekten Josef Paul Kleihues in dem von ihm umgebauten Haus, eröffnet an seinem siebzigsten Geburtstag – Kleihues in Kleihues zu Kleihues Ehren, der einflussreichste Berliner Architekt selbstdritt sozusagen. Das ist ein Ereignis, dem Laudationes gebühren. Preußenstiftungs-Präsident Klaus Dieter Lehmann und Generaldirektor Klaus Peter Schuster intonieren ihr inzwischen zur Gewohnheit von Berliner Eröffnungen gewordenes – allerdings nicht deren Verkürzung dienendes – Duett. Klaus Wowereit entbietet Regierenden-Lob: Man muss Kleihues Werk sehen, „um das neue Berlin besser zu verstehen“. Im zweiten Akt präsentiert der Berliner Sommer die Stadt als nächtliche Großstadt-Idylle. Er findet statt im Büro Kleihues – eine Müllverladestation, die der Architekt in ein Spree-Vorwerk irgendwo zwischen Gartenkolonie und Luxusliner umgebaut hat. Dunkel liegt da der Fluss, in den Wohnblöcken am Ufer blinken die Lichter, gelegentlich zieht ein erleuchteter Ausflugsdampfer vorbei. Rund zweihundert Gäste finden auf der Terrasse Platz, vorzüglich bekocht – man weiß nicht wo – von Wolfgang Nagler vom Brandenburger Hof und versorgt – man sieht nicht, wie – von einem blendenden Service. Aus dem Halbdunkel kommen auch die Reden. Respektvoll, freundschaftlich, originell allesamt. Das treffende Wort findet Stadtentwicklungsenator Peter Strieder: Kleihues – gemeint ist der Direktor der Internationalen Bauausstellung – habe „uns die Stadt zurückgebracht“. Eine physiognomisch angelegte Charakterstudie von Jürgen Sawade analysiert den Kollegen. Hans Kolhoff kramt im Architekten-Nähkasten – zum Vergnügen der Kollegen, die den Abend auch zum Architekten-Gipfel machen, von Meinhard van Gerkan über Stephan Braunfels bis Vittorio Lampugnani. Rdh.

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