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Berlin: Kleine Extras für die Stars

Von Tanja Buntrock Almuth Schneevoigt weiß, was Japaner wollen: „Twin-Betten“. Solche, die auseinander stehen.

Von Tanja Buntrock

Almuth Schneevoigt weiß, was Japaner wollen: „Twin-Betten“. Solche, die auseinander stehen. Und immer Dusche und Badewanne, „weil die Japaner sich unter der Brause einschäumen und hinterher in das kochend heiße Wasser in der Wanne steigen.“ Amerikaner, Franzosen und überhaupt die meisten Ausländer bevorzugten „Etui-Betten“. Das seien die Schlaflager, bei denen wir Deutschen arge Probleme hätten „reinzuklettern“. Weil sie aus dünnen Laken und Wolldecken bestehen, „die von allen Seiten eingesteckt sind“. Deutsche wollen Daunendecken, weiß Frau Schneevoigt.

Seit über 18 Jahren ist die 60-Jährige die Erste Hausdame im Hotel Intercontinental. Über 40 Jahre lang arbeitet die große Frau mit den adrett ondulierten Haaren und den geschmeidigen Gesichtszügen schon in der Hotelbranche. Heute feiert sie ihren Abschied. Die Knie sind kaputt. Körperlich geht es einfach nicht mehr, sagt Frau Schneevoigt.

Das Fünf-Sterne-Hotel mit den 584 Zimmern und Suiten beschäftigt insgesamt zwölf Hausdamen. Über allen steht die Erste, die „Chefin“. Rund 50 Zimmermädchen hat sie unter sich. „Ich bin zuständig für alle Räume des Hotels, auch die Lobby. Dafür, dass es überall sauber ist, alles an seinem Platz steht und die gesamte Atmosphäre stimmt“, beschreibt die Hausdame ihren Job.

Somit ist sie auch die Ansprechpartnerin für die Sonderwünsche prominenter Hotelgäste. Davon hat sie genügend erlebt. In den achtziger Jahren sogar Michael Jackson. Der residierte in der Präsidentensuite, kurz „PS“. Bevor er kam, ist Almuth Schneevoigt nochmal durch die riesigen, holzgetäfelten Räume gegangen, hat sich vergewissert, dass die Blumenbuketts an Ort und Stelle stehen, kein Krümelchen Staub herumliegt. Herr Jackson soll ja bekannt sein für seine Sonderwünsche: Sauerstoffzelt, spezielle Kost und so weiter. „Gar nicht“, erwidert die Hausdame ernergisch. „Der wollte nur besondere Fruchtsäfte und Mineralwasser“, wenn ich mich recht erinnere. „Sonst war das ein ganz bescheidener, angenehmer Gast.“ Auch bevor der Ex-US-Präsident Bill Clinton seine Suite bezogen hat, war es Frau Schneevoigt, die den letzten Blick auf die Seifenschale im Bad der „PS“ geworfen hat. So wie jetzt. Am Sonnabend ist zum ersten Mal der „Rosenball“ im Haus –die Benefizgala für die Deutsche Schlaganfallhilfe. Wieder kommt ein prominenter Gast, dessen selbstredend verschwiegen wird. Die Hausdame sichtet die Suite mit den „Mädchen“ ein letztes Mal. Ihr Blick wandert in jede Ecke, erspäht dann plötzlich kleine Seifenstückchen in der Schale im Bad. „Sonst gab’s hier immer noch ein großes“, betont sie. Ein letztes Zupfen an der Bettdecke, ein allerletzter Blick durch den Raum, dann ist die Suite freigegeben.

Auch wenn sie Ruheständlerin ist, wird sie diesen Kontroll-Blick nicht abstellen können, ist sie sicher. Neulich war sie im berühmten New Yorker Hotel „Waldorf Astoria“, nur so, um mal zu gucken. Sofort seien ihr die verwelkten Blumen in der Eingangshalle aufgefallen. „Das fand ich nicht gut“, sagt sie fast ein wenig erschüttert. Unfehlbar sei eben kein Hotel– egal wie berühmt.

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