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Berlin: Kleine Fortschritte

Brandenburgs Schüler haben sich leicht verbessert. Aber im Osten liegen sie noch immer hinten

Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) sieht Brandenburg nach der neuen Pisa-Länderstudie „auf gutem Weg“. Die Kernkompetenzen der 15-Jährigen hätten sich gegenüber der letzten Studie verbessert. Dennoch könne man im deutschen Ländervergleich „nicht zufrieden sein“. Denn Brandenburg liege insgesamt noch immer im Schlussfeld und – besonders auffällig – deutlich hinter den ostdeutschen „Musterländern“ Sachsen und Thüringen sowie neuerdings sogar Sachsen-Anhalt, das einen großen Sprung nach vorn gemacht hat. Rupprecht kündigte an, dass er sich in Sachsen-Anhalt informieren werde. Er warnte zugleich vor Ungeduld „bei der Aufholjagd“: Die 2000/2001 eingeleitete Bildungsoffensive der Landesregierung habe in so kurzer Zeit nicht greifen können. Dies sei erst 2009 zu erwarten. Dann soll Brandenburg im bundesdeutschen Mittelfeld liegen.

Konkret konnte sich das Land bei den Kernkompetenzen Mathematik und Lesen vom 15. auf den 12. Platz beziehungsweise vom 14. auf den 13. Platz der 16 Bundesländer vorarbeiten. Bei den Naturwissenschaften haben sich die Leistungen der Schüler zwar auch verbessert, trotzdem belegt Brandenburg nach wie vor den 15. und damit vorletzten Platz – nur Bremen ist schlechter. Am besten abgeschnitten hat das Land mit Platz 11 bei der Kompetenz für Problemlösungen, die erstmals untersucht wurde.

In einem Punkt ist Brandenburg laut Rupprecht allerdings führend: Das Land habe „das sozial gerechteste Schulsystem Deutschlands“, wie die Pisa-Auswertungen belegten. Nirgendwo sonst entscheide die soziale Herkunft eines Schülers so wenig über dessen schulischen Erfolg wie in Brandenburg.

Mit Ausnahme der SPD werteten die Parteien im Land die Pisa-Ergebnisse sehr viel kritischer als der Minister: Trotz „geringfügiger Verbesserungen“ sei Brandenburg „noch längst nicht über den Berg“, findet die CDU, die seit 1999 mitregiert, aber das Bildungsressort nicht verantwortet. Die „fehlerhafte Bildungsideologie“ der SPD wirke bis heute nach. Eine „enorme Kraftanstrengung“ sei nötig, um den Anschluss nicht zu verlieren, sagte Bildungspolitiker Ingo Senftleben. Er forderte die SPD auf, die Modernisierung des Bildungssystems nicht weiter zu blockieren, was die SPD als „völlig überflüssiges Wahlkampfgetöse auf Kosten der Lehrer und Schüler“ zurückwies.

Schuldzuweisungen kamen auch von der PDS, die die Ursachen für die hinteren Ränge Brandenburgs weniger in der verfehlten Bildungspolitik der 90er Jahre sieht. Vielmehr hätten sich SPD und CDU in den letzten Jahren „gegenseitig blockiert, tatsächliche Fortschritte verhindert und an alten Zöpfen festgehalten“, sagte die PDS-Bildungspolitikerin Gerrit Große. Die „erbarmungslose Sparpolitik“ habe zum schlechten Abschneiden zusätzlich noch beigetragen.

Michael Mara

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