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Kleine Sensation: Babyboom in Berlin

Die Statistiker sind von der Bevölkerungsentwicklung in Berlin überrascht. Im Jahr 2007 gab es mehr Geburten als Todesfälle.

Die Statistiker sprechen von einer "kleinen Sensation". Erstmals nach dem Krieg hat es in Berlin im vergangenen Jahr mehr Geburten als Sterbefälle gegeben, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg gestern mitteilte. Eine Entwicklung, die selbst für die Experten überraschend kam. 2007 wurden ihren Angaben zu Folge 31 174 Babys - rund 1500 mehr als im Vorjahr - geboren, 30 980 Männer und Frauen verstarben. Lediglich der Ostteil der Stadt habe Mitte der 60er und in den 80er Jahren einen Geburtenüberüberschuss verzeichnet, sagte Jürgen Paffhausen, Referatsleiter für den Bereich Bevölkerung im Statistikamt; die gesamte Stadt bisher aber nicht. Insgesamt wuchs die Bevölkerungszahl in Berlin 2007 das dritte Jahr in Folge, 3 416 300 Menschen waren in der Stadt gemeldet. Aber nicht nur der Babyboom ist für diese Entwicklung verantwortlich; es zogen auch 12 000 Menschen mehr in die Stadt als sie verließen.

Die meisten Babys wurden im Bezirk Pankow geboren. Mit 4144 Geburten kamen hier 413 Kinder mehr zur Welt als im Jahr zuvor. Auch wenn dafür bei den Statistikern noch keine detaillierte Analyse vorliegt, ist diese Zahl vor allem auf die Entwicklung in Prenzlauer Berg zurückzuführen. Der Stadtteil ist für junge Familien besonders attraktiv. Auch das ebenfalls zu Pankow gehörende Weißensee mit seinen Siedlungsgebieten wächst.

Die Bevölkerungsentwicklung stellt aber auch die Behörden vor neue Herausforderungen, denen sie nicht immer gewachsen sind. In vielen Bezirken gibt es lange Bearbeitungszeiten beim Elterngeld. Und in Spandau beispielsweise gelangte zwischenzeitlich das Standesamt an seine Kapazitätsgrenzen. Es gab nicht genügend Beamte, die die Geburten beurkunden konnten. Dies rief enormen Unmut bei jungen Eltern hervor.

Berlin ist ein relativ junges Bundesland

Laut Auskunft von Statistiker Paffhausen ist für die Entwicklung vor allem die Geburtenrate bei deutschen Frauen bedeutsam. Sie steigt seit drei Jahren kontinuierlich. Brachte 2005 jede Frau mit deutschem Pass statistisch 1,13 Kinder zur Welt, waren es im vergangenen Jahr 1,23 Babys. Bei ausländischen Frauen liegt die Rate mehr oder weniger gleichbleibend bei 1,4.

Berlin ist zudem ein relativ junges Bundesland und liegt mit einem Altersdurchschnitt von 42,4 Jahren in der Statistik auf dem vierten Platz hinter Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg. Und vor allem junge Menschen aus anderen Bundesländern zwischen 18 und 25 Jahren zieht es in die Stadt.

Familienpolitik sei ein zentraler Bereich der Politik, sagte gestern Familien- und Jugendsenator Jürgen Zöllner (SPD), als er die neue Konzeption für den nächsten Familienbericht vorstellte. "Familienfreundlichkeit ist Ausdruck von Lebensqualität und ein wichtiger Standortfaktor für Berlin" sagte Zöllner. "In der Kindertagesbetreuung nimmt Berlin bereits eine Spitzenposition ein", sagte der Vorsitzende des Beirats für Familienfragen, Peter Ruhenstroth-Bauer. Nach Angaben der Familienverwaltung ist der Bereich der frühkindlichen Bildung und Betreuung besonders gut ausgebaut. Fast 40 Prozent der unter 3-Jährigen besuchten eine Einrichtung. Auf anderen Gebieten muss es aber laut Ruhenstroth-Bauer weitere Anstrengungen geben. Der nächste Familienbericht will sich insbesondere mit der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, familienfreundlichen Stadtquartieren und Strategien gegen Armut beschäftigen. Bis Ende 2010 soll der Bericht fertiggestellt sein.

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