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Berlin: Klick Jagger

Rechtzeitig vor dem Rolling-Stones-Konzert in Berlin werden jetzt Fotos der Rockgiganten in Charlottenburg gezeigt

Mein Aston Martin, meine Rolex, mein Hinterhof. Meine Pilzfrisur, mein Schmollmund, mein mokanter Blick. Mein Streifenanzug, mein Hippiekrawatte, mein… Irgendwas stimmt nicht. Ein perfektes Bild, Mick Jagger in jungen Jahren, Rockrebell und Bohemien, fotografiert von Gered Mankowitz. Versammelt die Insignien des erfolgreichen Rockmusikers, aber das Ambiente! Dieses Holperpflaster, die Gerüste im Hintergrund, Hinweis auf eine wohl dringend notwendige Sanierung. Micks Haus? Kaum. Vielleicht das Haus seiner Herkunft oder ein Image förderndes Element, vom Fotografen gewählt, um für den Stones-Vormann Bodenständigkeit zu suggerieren? Irrtum, Mick lebte damals tatsächlich im Nebenhaus. Das Image der frühen Stones? Gewiss, Mankowitz hat es mit „meiner Vision der Band“ mitgeprägt, das gibt er gerne zu, aber er sieht hier keinen bewussten Akt der Schöpfung, es geschah mehr intuitiv.

Steht Mankowitz für die frühen Jahre der Stones, so Peter Lindbergh für die Phase der Runzeln und Falten, der knotigen Hände von Keith Richards, aus denen die Zigarette nie verschwindet, an den Fingern allerlei Ringe, mit Totenkopf oder ohne, und am Handgelenk zierlicher Handschellenschmuck. Das Gesicht? Nicht so wichtig, nur ein Viertel ist zu sehen, geht es doch darum, die begnadeten Gitarristenhände zu zeigen.

100 Bilder von 15 Fotografen sind in der gestern in der Galerie Camera Work eröffneten Ausstellung zu sehen. Einziges Thema: die Rolling Stones. Bald starten sie ihre Deutschland-Tournee, die sie am 15. Juni auch ins Berliner Olympiastadion führt.

Manchen gelten die Stones als Dinosaurier des Rock, die mit den rebellischen Anfängen kaum noch etwas gemein haben. Gerade die – auch als Buch veröffentlichten – Fotos von Gered Mankowitz laden zum Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart ein. Von 1965 bis 1967 war der Brite Hausfotograf der Stones. Über Fotos, die er von Jaggers alter Muse Marianne Faithful gemacht hatte, war er in Kontakt zum Stones-Manager Andrew Loog Oldham gekommen. Bald fotografierte er die Cover, begleitete die Band 1965 auf ihrer legendären US-Tour. Bilder von großer Intensität sind so entstanden, Fotoserien vom Leben auf und hinter der Bühne, die die Marktbedürfnisse perfekt bedienten, aber auch einen Charlie Watts zeigen konnten, der erschöpft auf einem Studiostuhl zusammengesunken ist, der stehend in ein Waschbecken pinkelt oder in Heathrow auf seine Maschine wartet, über den Rücken eines Zeitungslesers fotografiert. Die Schlagzeile zeugt von Mankowitz’ Sinn für Humor: „A crowded day for the Beatles“.

Galerie „Camera Work“, Kantstr. 149 in Charlottenburg, bis 25. Juni, Di - Fr 11 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr; Gered Mankowitz: The Stones 1965 - 1967. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Berlin, 255 Seiten, ca. 200 Bilder, 29,90 €

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