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Diskussion während der 24. Sitzung des Abgeordnetenhauses. Zuschauer erleben häufiger rhetorische Ausfälle von Abgeordneten.

© picture alliance / Arne Immanuel

„Klimafaschist“ und „Öko-Dschihad“: Warum die Sprache der Trolle nichts im Parlament verloren hat

Ein FDP-Abgeordneter vergreift sich im Abgeordnetenhaus im Ton. Julius Betschka wünscht sich, dass Politiker nicht wie am Tresen reden. Eine Glosse.

Parlamentarische Debatten können öde sein. Anträge zur Geschäftsordnung, Paragrafen, viele „ähs“ und „ehms“. Scharfe Redner tun da gut, sie können beleben. Wie schmal allerdings der Grat zur stammtischhaften Tresensprache (auch außerhalb der AfD) ist, bewies am Donnerstag der Berliner FDP-Abgeordnete Holger Krestel, 64.

Während der Parlamentsdebatte zur „Klimanotlage“ im Abgeordnetenhaus bezeichnete Krestel den Linke-Abgeordneten Michael Efler als „Klima-Faschisten“. Klimaaktivisten warf er vor, sich in einem „Öko-Dschihad“ zu verkämpfen. Autsch!

Sprache sei ein scharfes Schwert, sagt ein so richtiges wie viel zitiertes Sprichwort. Krestel hat sich stattdessen für die stumpfe Keule entschieden. Schön Schwung holen und voll auf die Zwölf, Hauptsache es klatscht. Faschismus, Dschihad. Der ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete bringt die auf Verletzung zielende Sprache der Trolls in den Preußischen Landtag.

Was aber bedeuten seine Worte? Man wünscht sich, Krestel müsste einen zehnminütigen Impulsvortrag halten, um mal zu erklären, was am Abgeordneten Efler genau „faschistisch“ sein soll und was die Klimabewegung mit dem Heiligen Krieg des radikalen Islams zu haben könnte. Entweder redet sich Krestel um Kopf und Mandat oder – besser für alle – gesteht ein, dass seine ahistorische Tresensprache im Parlament nichts verloren hat. Das hätte Größe.

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