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Berlin: Klinik Moabit: Nur für 400 der 1450 Beschäftigten gibt es neue Jobs

Noch laufen Ärzte von Station zu Station. Noch schieben Pfleger die Kranken im Rollstuhl über das Gelände.

Noch laufen Ärzte von Station zu Station. Noch schieben Pfleger die Kranken im Rollstuhl über das Gelände. Noch halten die Mitarbeiterinnen der Klinikküche in der Pause ein Schwätzchen vor dem Versorgungstrakt. Wie lange noch? Ein Jahr haben die Gesundheitsverwaltung und die Kassen dem Krankenhaus Moabit gegeben, um sich aufzulösen. Nach und nach sollen Stationen verlagert oder geschlossen werden. Auf dem weitläufigen Gelände an der Turmstraße in Tiergarten ist ein "Gesundheitszentrum" geplant, aber Betten soll es nicht mehr geben. Die 1452 Mitarbeiter des Krankenhauses fragen sich: Was soll aus ihnen werden?

Als einen "Sieg für die Mitarbeiter" hat der Sprecher der Gesundheitssenatorin, Klaus-Peter Florian, die Vereinbarung über die Schließung der Moabiter Klinik zum 31. März 2002 bezeichnet. Endlich könne an Zukunftsperspektiven für Ärzte, Schwestern, Mitarbeiter in Labors und in der Apotheke, technisches und Verwaltungspersonal gearbeitet werden. Tatsächlich legte Senatorin Gabriele Schöttler (SPD) bereits Ende März ein Personalkonzept für den Fall der Schließung auf den Runden Tisch, an dem die Abwicklung ausgehandelt wurde. Das interne Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt, listet kurzfristige neue Beschäftigungsmöglichkeiten für gut 400 Mitarbeiter auf. Knapp 200 sollen mit vier Abteilungen an andere Krankenhäuser verlagert werden: die Psychiatrie ans St. Hedwig-Krankenhaus, die Onkologie nach Friedrichshain, die Strahlentherapie nach Buch und die Naturheilweisen ans Immanuel-Krankenhaus.

Außerdem hätten sich bei der Gesundheitsverwaltung zwei Pflegeeinrichtungen gemeldet, die bis zu 120 Mitarbeiter beschäftigen wollen. Einzelne Krankenhäuser sollen 40 bis 50 offene Stellen angeboten haben. Welche Häuser Mitarbeiter aus Moabit übernehmen wollen, konnte Verwaltungssprecher Florian gestern noch nicht sagen. Allerdings werde in den nächsten Wochen versucht, ein "Solidarpakt" mit allen 70 Berliner Krankenhäusern zu schmieden. Sie sollen sich verpflichten, offene Stellen nicht von außen, sondern mit Moabitern zu besetzen. Die Klinik-GmbH Net-Ge, in der zehn ehemals städtische Krankenhäuser zusammengeschlossen sind, hatte den Kollegen aus Tiergarten am vergangenen Freitag allerdings eine Absage erteilt. Die GmbH habe schon genug Probleme mit den eigenen 17 000 Mitarbeitern, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hartmann Kleiner. Keine Sorgen zu machen brauchen sich laut Gesundheitsverwaltung die 150 Moabiter Krankenpflegeschüler. Ihre Schule soll auf dem Gelände bestehen bleiben.

Mittel- und langfristige Beschäftigungsmöglichkeiten bietet das geplante Gesundheitszentrum auf dem Krankenhausgelände. In einem Pflegeheim könnten 100 und in einer Orthopädischen und Herz-KreislaufRehabilitation 60 Mitarbeiter unterkommen. Möglichst schnell, so Florian, solle an der Turmstraße ein Personalvermittlungsbüro eröffnen, das Jobs in Gesundheitseinrichtungen, Verwaltung und Wirtschaft sucht und vermittelt. Außerdem habe das Landesarbeitsamt bereits zugesagt, arbeitslosen Mitarbeitern gezielt zu helfen.

Wenn es nach der Geschäftsführung der Krankenhaus Moabit GmbH geht, dürfte niemand arbeitslos werden. Für alle gelte die Beschäftigungssicherung aus dem Überleitungsvertrag vom 1. Januar 1998, als das städtische Krankenhaus Moabit eine gemeinnützige GmbH wurde, sagte gestern Klinik-Sprecherin Anna Schindler: "Drei Rechtsgutachter haben bestätigt, dass das Land Berlin weiter für uns zuständig sei." Deshalb habe man sich dagegen gesträubt, dem neuen Beschäftigungssicherungspakt beizutreten, den das Land, die Gewerkschaften und die städtischen und universitären Krankenhäuser 1999 abgeschlossen haben. Wenn sich das Land nicht zu dem Abkommen von 1998 bekenne, so Schindler, "muss es mit 1400 Klagen rechnen".

Senatorin Schöttler hat sich bereits festgelegt. Ein genereller Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen gelte für die Moabiter Mitarbeiter nicht, heißt es auch in ihrem Personalkonzept. Allerdings könnten langjährige Mitarbeiter auch sogenannte Sprintprämien in Anspruch nehmen, wenn die freiwillig ausscheiden. Auch vorzeitige Altersrente und Altersteilzeit käme für viele in Frage, betonte Verwaltungssprecher Florian.

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