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Sanierung oder Neubau? Die Zukunft des Bettenturms der Charité ist weiter unklar.

© dpa

Klinikleitung für Sanierung: Debatte um Charité-Bauten verschärft sich

Büros im Bettenturm? Die Debatte um Sanierung oder Abriss des Charité-Hochhauses wird heftiger. Ein Neubau nördlich des Hauptbahnhofs ist offenbar aus dem Rennen. Die endgültige Entscheidung fällt jedoch erst in zehn Tagen.

Behält die Charité den Bettenturm? Oder gibt die verschuldete Klinik den maroden Bau ab, damit etwa Firmen, Kanzleien und Vertretungen in das Haus ziehen? Endgültig geklärt wird das zwar erst in zehn Tagen, dann tagt der Aufsichtsrat Europas größten Universitätsklinikums. Doch schon jetzt steht fest, dass krankenhausintern die meisten zwar für eine Sanierung des Bettenturms plädieren – aber nicht glauben, sich damit beim Aufsichtsrat durchzusetzen. Dabei favorisiert dem Vernehmen nach auch Klinikchef Karl Max Einhäupl die Sanierung des alten Bettenhauses.

Grob vereinfacht stehen sich bis zuletzt zwei Lager bei der Frage gegenüber, was mit den 330 Millionen Euro aus der Landeskasse geschieht, die der verschuldeten Klinik im Juni bewilligt wurden. Der Senat soll indirekt deutlich gemacht haben, dass er am Standort in Mitte mehr Betten abgebaut haben will, als in den Charité-Häusern in Steglitz und Wedding. Möglicherweise sollen als Sparbeitrag sogar alle der geforderten 500 Betten in Mitte gestrichen werden. Der Standort wäre dann halbiert. Aus dem Senat, so heißt es, werde Druck ausgeübt, das Hochhaus fallen zu lassen – ins Zentrum der Stadt passten Büros besser. Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) etwa soll einen kleineren Klinikneubau favorisieren. Ein Sprecher des Senators wies diese Angaben entschieden zurück: „Hauptsache, die Charité setzt die 330 Millionen Euro wirtschaftlich sinnvoll ein.“ Aus dem Hause von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hieß es am Montag, man warte auf den Vorschlag der Klinik, der bald vorgelegt werden muss. Zöllner sitzt dem Aufsichtsrat vor, der letztlich entscheidet.

Fest steht, es muss gespart und gleichzeitig modernisiert werden. Doch die Klinik hat derzeit mit vielen Baustellen zu kämpfen – nur noch rund 160 Millionen Euro sind überhaupt für eine Bettenturmsanierung oder einen Neubau verfügbar. Und nach Tagesspiegel-Informationen will die Gewerkschaft Verdi nun mit einer vergleichsweise hohen Einmalforderung in die aktuelle Tarifrunde gehen. Für 5000 Schwestern, Pfleger und Techniker will man zwischen 200 und 300 Euro mehr im Monat verlangen. Bisher sind die Löhne im Vergleich mit anderen Kliniken im Bundesgebiet niedrig.

„Uns geht die Debatte auch auf die Nerven“, sagte ein leitender Klinikmitarbeiter. Er stellte sich vor Charité-Chef Einhäupl. „Der kann nichts machen, in der Politik wollen viele den Standort Mitte kleiner haben – also wird er kleiner.“ Den Bettenturm haben zahlreiche Mediziner trotz Problemen wie Feuchtigkeit in den Mauern und maroden Leitungen lieb gewonnen. Ärztefunktionäre, die während des Studiums dort gelernt hatten, berichten von Nachtwachen Anfang der 1980er, als das Haus errichtet wurde. „Wir mussten aufpassen, dass niemand Kacheln und Geräte von der Baustelle klaut“, erzählt ein Arzt. Viele seiner Charité-Kollegen wollen den Turm erhalten. In einem Neubau sei bei aktueller Finanzplanung keine Lehre möglich. „Komisch für eine Uni-Klinik“, sagte ein Chirurg.

Sollte der Turm fallen gelassen werden, werde der Neubau – anders als gemunkelt – nicht in der Heidestraße, sondern direkt neben dem Bettenhaus in der Luisenstraße entstehen, sagte eine Kliniksprecherin. Die dortige Mensa muss weichen. Ein Arzt sagt: „So gemütlich war die allerdings nicht.“Hannes Heine

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