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Berlin: Klötze stapeln

Auf dem RAW-Gelände an der Revaler Straße soll eine Kunsthalle entstehen Gebaut wird sie aus verschachtelten Überseecontainern

Das RAW-Gelände am S-Bahnhof Warschauer Straße wird bald wie ein Überseehafen aussehen, zumindest ein bisschen. Denn im Herbst werden hier 100 olivenfarbene Überseecontainer über- und aneinandergeschachtelt. 105 Meter lang wird diese Containerburg, 15 Meter breit und fünf Container hoch, also ebenfalls 15 Meter. Dahinter steckt ein Kunstprojekt, denn der Unterschied zum Verladehafen ist der: Im Inneren sind die Containerwände entfernt, es gibt also große Säle und Ausstellungsflächen. „Man wird an vielen Stellen durch Glaswände hineinsehen können“, sagt Christoph Frank vom Kreativennetzwerk Platoon, das sich die Containerhalle ausgedacht hat. Unterstützt wird der Verein durch das bekannte Moabiter Architekturbüro Graft, das in Berlin unter anderem das futuristische Hotel Q am Ku’damm gebaut hat.

Derzeit sieht man auf dem Gelände zwischen Warschauer Brücke und Revaler Straße einen Bauzaun und viel Industriebrache. Nur wenige Teile des 65 000 Quadratmeter umfassenden ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerksgeländes, kurz RAW, werden genutzt. Proberäume, Ateliers, Ausstellungs- und Partyräume, eine Skatehalle und einen Kletterturm gibt es dort. Sie werden laut Frank durch die Halle nicht verdrängt. Nur ein etwas improvisiert wirkender Biergarten muss im Herbst Platz machen. Im Erdgeschoss der Halle sind 1500 Quadratmeter Veranstaltungsfläche geplant, darüber sollen Ausstellungsfläche, Atelier- und Arbeitsräume Platz finden. Außerdem enthalten die Pläne 400 Quadratmeter Gastronomiefläche und eine große Dachterrasse. Vorträge und Workshops sind geplant.

„Das wird kein White-Cube-Projekt“, sagt Christoph Frank, einer der Initiatoren von Platoon. Er will Spekulationen den Wind aus den Segeln nehmen, es handele sich um das Nachfolgeprojekt der Temporären Kunsthalle, die von 2008 bis August letzten Jahres auf dem Schlossplatz stand. „Wir wollen hier Subkultur, nicht Galeriekunst.“ Stattdessen sollen Street Art, Grafikdesign, Mode, Film, Performances zu sehen sein. Dinge, die es teilweise schon jetzt auf dem RAW-Gelände gibt. Mit der Kunsthalle bekäme das Gelände jedoch einen mondäneren Anstrich.

Die Idee für die Kunsthalle stammt vom Kreativennetzwerk Platoon, das nach eigenen Angaben Mitglieder weltweit hat. Vor elf Jahren wurde es in Berlin gegründet. Die Zentrale liegt an der Alten Schönhauser Ecke Linienstraße in Mitte. Vor zwei Jahren baute Platoon eine Containerkunsthalle in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Das Projekt kam dort so gut an, dass das südkoreanische Kultusministerium noch eine Halle bauen ließ. „Wir denken, dass es jetzt Zeit für Berlin ist“, sagt Frank.

Man wolle ohne staatliche Fördermittel auskommen, die private Finanzierung stehe „zu großen Teilen“. Wer Platoon dabei finanziell unterstützt, gibt Frank nicht preis. Wesentlich für das Gelingen sei aber, „dass der Eigentümer uns die Fläche für das Projekt mietfrei zur Verfügung stellt“. Das habe er bereits zugesichert, sagt Frank. Neun Jahre soll die Containerhalle dort stehen, dann laufen die Mietverträge aller RAW-Bewohner mit der isländischen Firma R.E.D. aus. Sie hatte das Gelände 2007 gekauft und ein Einkaufszentrum sowie Wohnungen auf dem Gelände geplant. Nach großen Protesten waren die Verträge im letzten Jahr dann doch um zehn Jahre verlängert worden. Beim Kulturausschuss habe Platoon vor gut zwei Wochen vorgesprochen, sagt Frank. Änderungen seien eingefügt worden, jetzt stehe der Bauausschuss von Friedrichshain-Kreuzberg an. IN EINER PK]Markus Langenstrass

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