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SPD-Fraktionschef Raed Saled beugt sich mit Abuna Murat Üzel und Amill Gorgis von der Syrisch-Orthodoxen Kirche über aramäische Gebetsbücher.

© promo

Kluges zur Flüchtlingsfrage: Raed Saleh zu Gast bei Syrern: Wie helft ihr Flüchtlingen?

Integration kommt nicht von allein - schon gar nicht, wenn Bildung fehlt. SPD-Mann Raed Saleh besucht syrische Christen. Ein Ortstermin.

Unverhofft treffen sich in dieser Zeit moralischer Appelle und realitätsferner Wünsche zwei Männer, die fast nebenbei sehr Kluges sagen. Die das aber – leider – nur in kleiner Runde in der kaum bekannten Aramäer-Kirche in der Potsdamer Straße tun. Dort bei den Syrisch-Orthodoxen erkundigt sich SPD-Fraktionschef Raed Saleh am Montag: Wie helft ihr Flüchtlingen, wo gibt’s Probleme? Weil der versierte Saleh auf Pfarrer Abuna Murat Üzel und den mindestens so versierten Amill Gorgis trifft, sprechen sie bei Tee bald über Grundsätzliches.

Raed Saleh: Bewährungsprobe steht noch bevor

Gorgis, in Syrien geboren und seit 1970 in Deutschland, ist Ingenieur und Ökumene-Beauftragter der Syrisch–Orthodoxen in Berlin. Er erzählt von 400 aramäischen Flüchtlingen aus Syrien und Irak in Berlin, von Deutschkursen und 70 Männern, Frauen und Kindern, die man mit Hilfe katholischer Freunde untergebracht habe. Vor allem aber spricht Gorgis darüber, dass Ermahnungen der Politik nicht reichen – und Saleh, kürzlich noch Bürgermeisterkandidat, nickt: „Die Bewährungsprobe steht noch bevor.“

Gorgis – leise, belesen, vielsprachig – sagt: „Viele Minderheiten haben es ausgerechnet in Flüchtlingsheimen schwer.“ Tatsächlich prügeln mal tschetschenische Islamisten syrische Christen nieder, mal fanatische Sunniten aus drei Ländern gemeinsam einen vom Glauben abgefallenen Zimmernachbarn. Frauen werden wegen fehlender Kopftücher bedroht.

„Viele bringen keine demokratischen Prinzipien mit“, sagt Grogis. „Da reichen Gesetze nicht, das muss durch Kultur und Bildung vermittelt werden.“ Wer unter autoritären Vätern, Würdenträgern und Diktatoren groß wird, hinterfragt Dogmen seltener. Armselig, sagt Gorgis, reagiere die Politik bislang. Saleh – geboren im Westjordanland, aufgewachsen in Spandau, deutsche, arabische, serbische Freunde – sagt: Sein Vater habe zu Recht auf Bildung und Integration gedrängt, weg von Parallelkultur, hin zu Arbeit – auch Mitarbeit – unter Deutschen: „Er hat die Koffer gleich ausgepackt.“

Syrische Christen: Auch Flüchtlinge sollten ehrenamtlich helfen

Gorgis wird konkret: Flüchtlinge sollten einmal die Woche ehrenamtlich helfen. Schon damit niemand denke, sie lägen anderen auf der Tasche, zudem helfe Eigenengagement beim Neustart. Saleh nickt: „Wir brauchen eine Art Leitkultur, einen Rahmen, der Vielfalt garantiert.“

Manchmal muss Selbstverständliches erstritten werden: Gleiche Rechte für Frauen und Männer, Gläubige und Säkulare, Homo- und Heterosexuelle. Was Saleh nun tut? Zunächst schauen, ob sich immerhin Geld für einen Integrationslotsen auftreiben lässt. Gorgis hat ihn leise darum gebeten.

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