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Dir war Berlin: Das Haus in der Münzstraße 23 soll saniert werden - die Kneipe muss raus.

© Imago

Kneipenkultur in Berlin: Das "Alt Berlin" schließt nach 121 Jahren

Kneipenkultur in Reinstform - dafür steht die „Bierstube Alt Berlin“. Schon Bertolt Brecht hat hier gesessen. Nun ist Schluss damit. Das Haus soll saniert werden - die Kneipe muss raus. Am Sonntag öffnet sie ein letztes Mal.

Zigarettenqualm füllt den kleinen Raum, die dunkel vertäfelten Wände sind kaum noch zu erkennen. Schon Bertolt Brecht hat hier gesessen, in diesen 70 Quadratmetern in der Münzstraße 23 in Mitte. Seit 121 Jahren wird hier Kneipenkultur in Reinstform zelebriert. Nun allerdings soll Schluss sein: Am Sonntag öffnet die „Bierstube Alt Berlin“ zum letzten Mal.

Das 1893 eröffnete Lokal, von den Stammgästen liebevoll „Heinz und Inge“ genannt, so hießen die früheren Wirte, gilt als eine der ältesten Bierstuben der Stadt. Es zog über Jahrzehnte hinweg Gäste in die ruhige Seitenstraße nahe dem Alexanderplatz. Mittlerweile ist die Münzstraße eine bekannte Adresse für Caféliebhaber und Schaufensterbummler – was der Traditionskneipe allerdings nicht geschadet hat. Eher im Gegenteil: Hier mischen sich Touristen mit Alteingesessenen, die die vorerst letzten Abende genießen. Doralina Lazar ist zum ersten Mal da, „Das Alt Berlin ist wie eine Sehenswürdigkeit“, sagt sie. „Hier trifft man noch Berliner und kann echte Kneipenkultur erleben.“

Nun aber soll das Gebäude, in dem sich die Bierstube befindet, saniert werden. Der Mietvertrag läuft Ende April aus, die Betreiber suchen nach einem neuen Standort – sie wollen das alte Inventar mitnehmen. Stammgäste haben dafür sogar eine Online-Petition gestartet. Schon 1500 Unterschriften hat sie, eine Facebookseite animiert zur Unterschrift. Bis zur Neueröffnung kann es aber noch ein wenig dauern. Bis dahin bleibt der Zapfhahn trocken im „Alt Berlin“.

Joy Schilling

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