zum Hauptinhalt

Berlin: Knochenarbeit

Ab in die Sandkiste. Im Naturkundemuseum können Kinder ihre Geburtstagsfeier mit der Suche nach den Überresten von Sauriern verbringen.

Vorsichtig schabt Jakob mit dem Spachtel den Sand zur Seite. Bloß nicht zu heftig. Der Knochen, den er unter der Oberfläche vermutet, darf nicht beschädigt werden. So viel weiß er schon. Schließlich ist Jakob heute Ausgrabungsleiter. Das ist Ehrensache, denn er feiert seinen achten Geburtstag, und das Geburtstagskind darf bekanntlich immer Bestimmer sein. Seine fünf Freunde haben nichts dagegen. Wie Jakob sind sie in weiße Kittel geschlüpft und hocken auf der hölzernen Sandkiste im Museum für Naturkunde.

Während Jakob einen Teil des ersten Knochens grob vom Sand befreit, nähern sich die anderen mit feinen Pinseln. Ganz, ganz vorsichtig. Immer mehr wird vom Hinterfuß des Stachelsauriers sichtbar. Herumtrampeln geht nicht, denn das ist kein gewöhnlicher Sandkasten hier, sondern eine Saurierknochen-Ausgrabungskiste.

Seit Freitag bietet das Museum für Naturkunde diese Art von Erlebnis-Geburtstag an. Fern der Feiern beim McDonald’s-Kindermenü oder einem Kinobesuch. Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren können hier lernen, dass ein Paläontologe nach Fundstücken von Lebewesen vergangener Zeiten sucht, und zugleich selbst Wissenschaftler spielen. Einer der Mitarbeiter führt die Kinder zunächst durch die Ausstellungshalle, in der das weltweit größte Saurierskelett des 150 Millionen Jahre alten Brachiosaurus brancai steht. Dieser Riesensaurier dient nicht nur in einem bekannten Werbespot als Kulisse, sondern war auch schon Modell für Steven Spielbergs Saurier-Animation in „Jurassic Park“.

Den Film hat Jakob zwar noch nicht gesehen, dafür kennt er die vielen verschiedenen Dinos aber aus seinem Bilderbuch. Aber auch aus den Überraschungseiern und von seinen Mitschülern. Schließlich schwappte insbesondere nach Spielbergs Saurier-Abenteuer eine Dino-Welle in die Kinderzimmer.

Doch eigenhändig Fundstücke auszugraben, ist weitaus spannender. Jakob läuft zwischen Kiste und Halle umher. „Wir sind noch dabei, die hintere Ecke freizuschaufeln, aber schon ziemlich weit vorangekommen“, berichtet Ausgrabungsleiter Jakob hastig – die Arbeit wartet. Mit seinen Freunden legt er am Ende den Oberarm eines Landsauriers, die Zähne eines Tyrannosauriers und einen Fischsaurier frei, der bei den Wissenschaftlern Ichthyosaurier heißt. Um die einzelnen Knochen zuordnen zu können, rennen die Jungen in die Halle und vergleichen die Fundstücke mit den ausgestellten Bildern der Tiere.

Nach getaner Arbeit werden die Funde – so, wie’s die echten Wissenschaftler auch tun – gefeiert. Und der Geburtstag natürlich. Bei Kuchen und Kakao sitzen Jakob und seine Freunde im Nebenraum. Die ausgegrabenen Saurierknochen dürfen sie leider nicht mitnehmen. Aber immerhin, ein Andenken für Zuhause gibt’s doch noch: einen versteinerten Original-Haifischzahn, der 100 Millionen Jahre alt ist und in Marokko gefunden wurde.

Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43. Ein Kindergeburtstag kostet dort 90 Euro plus 1,50 Euro Eintritt pro Kind. Die Verpflegung für die anschließende Feier müssen die Eltern selbst mitbringen. Anmelden sollte man sich wegen der großen Nachfrage etwa zwei Monate im Voraus unter der Telefonnummer 2093 8550. Sprechzeiten: Mo, Fr von 9 bis 11 Uhr und Mo, Do von 13 bis 15 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false