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Berlin: Königsjahre in Spandau

Die Memoiren eines Ex-Bezirksbürgermeisters

Klaus Wowereit, der zur Präsentation erschienen war, schlackerten bisweilen die Ohren. Viele Passagen, die Werner Salomon aus seinen Memoiren vorlas, stellen heute noch politische Ungeheuerlichkeiten dar. Doch so richtig böse über die Alleingänge in die Weltpolitik konnte dem einstigen „König“ von Spandau schon zu dessen Amtszeit niemand sein. 14 Jahre danach hat der ehemalige Bezirksbürgermeister jetzt seine Erinnerungen zu Papier gebracht. Sie konzentrieren sich auf die 13-jährige Amtsperiode, lassen aber auch Jugend und Gegenwart nicht aus.

Schon wie der gescheiterte Sportreporter auf dem Umweg über Finanzamt und DGB zum Gasag-Direktor wird, um schließlich die Geschicke seines Heimatbezirkes zu lenken, ist lesenswert. Noch spannender ist zu erfahren, welche Rolle Spandau durch Salomon in der Deutschland- und Weltpolitik gespielt hat. Der Bezirkschef saß mit dem Kollegen aus der israelischen Partnerstadt Ashdod bei einem Raketenangriff im Bunker und wurde als Berater in Kairo von Unruhen überrascht. Er knüpfte seinerzeit „unmögliche“ Kontakte nach Moskau, empfing den russischen DDR-Botschafter auf der Zitadelle und initiierte die erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaft. Trotzdem blieb Zeit für die Probleme der Menschen vor Ort, für die Salomon, Erfinder der Bürgersprechstunde, stets ein offenes Ohr hatte.

— Werner Salomon: Blickpunkt Spandau. Erinnerungen. Projekte-Verlag, Halle.

491 Seiten, 29,50 Euro.

Rainer W. During

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