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Berlin: Könner mit Stil

Der Schauspieler Horst Drinda ist tot

Dem Text hat sich der Schauspieler Horst Drinda immer besonders verpflichtet gefühlt. Für ihn galt das Wort der Dichter. Und er achtete auf Haltung. Dennoch liebte er das Komödiantische – aber es kam bei ihm aus einer klugen analytischen Distanz. Wolfgang Langhoff war „sein“ Intendant und Regisseur, der Klarheit und Unbestechlichkeit dieses Theaterschöpfers fühlte er sich eng verbunden. Als Langhoff gehen musste, ging auch Drinda, verließ 1971 das Deutsche Theater, dessen Ensemble er mehr als zwei Jahrzehnte angehört hatte.

Don Carlos, Wurm, Max Piccolomini, Geßler, Hamlet sind nur einige der Rollen, die er in der Schumannstraße gespielt hat. Immer genau, überlegt, vielleicht auch eine Wenigkeit spröde, und dann auch wieder überraschend. Die Intelligenz einer „Schurkenfigur“ wie Wurm in „Kabale und Liebe“ zu zeigen, und das Verfallensein dieses Gedemütigten an ein unerreichbares Wesen, war damals, in den sechziger Jahren, eine Entdeckung. Nach seinem glücklicherweise nie ganz endgültigen Abschied vom Theater begann Drinda im Fernsehen der DDR und bei der DEFA eine neue Karriere. Jetzt kam der Charme des Darstellers zur Geltung, die anziehende Wirkung eines gut aussehenden Mannes mittlerer Jahre, dem die Helden passgerecht saßen. Axel Cäsar Springer staunte, dass „die“ für eine Fernsehserie über den Aufstieg des Zeitungs-Königs „so einen gut aussehenden Schauspieler genommen haben!“ Günter Rücker, einer der sensibelsten Regisseure der DEFA, schrieb 1995 über Drinda: „Er brachte mit, was das Publikum erwartete: Können, Aussehen, Stilgefühl, Wissen. Er kannte die Spannungen der Zeit, hatte sich einen Standpunkt erworben.“

Die Liste der Filme und Fernsehproduktionen, in denen Drinda mitwirkte, ist lang. Große Popularität erreichte er mit der Ausstrahlung der DDR-TV-Serie „Zur See“, in der er einen smarten Kapitän spielte. Zum „Star“ ließ sich Drinda aber nie machen. Er arbeitete gegen Nivellierung, war dem Abgründigen auch scheinbar einschichtiger Figuren auf der Spur und bewies dabei einen versonnenen, eher gütigen als boshaften Humor. So auch in der ARD-Fernsehserie „In aller Freundschaft“. Dort spielte der gebürtige Weddinger im Jahr 2003 eine seiner letzten Rollen. Drinda hat in Theater, Film und Fernsehen Regie geführt, er war ein einfühlsamer Sprecher, einer, von dem man lernen und erfahren konnte, wie erlebnistief und schmiegsam Sprache sein kann.

Am Montag ist der Schauspieler, wenige Monate vor seinem 78. Geburtstag, in Berlin gestorben.

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