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Berlin: Koffein für die FDP

Martin Lindner heizt den jungen Liberalen ein.

Dauerkrisen und Perma-Prügel sind für richtige Liberale wie Koffein: Das alles macht sie bloß wacher. Der lebende Beweis für die These heißt Martin Lindner. In multipler Personalunion ist Lindner FDP-Landesvorsitzender, Bundestagsabgeordneter, wirtschaftspolitischer Sprecher, potenzieller Spitzenkandidat für die Bundestagswahl im September sowie als ehemaliger Chef der einstigen FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus der letzte Redner, dessen verbale Attacken auf Klaus Wowereit noch jeden Zuhörer aus dem Parlamentsschlaf schreckten.

Auf einem Landeskongress der Jungen Liberalen (Julis) brachte Lindner am Samstag fünfzig liberale Nachwuchspolitiker in Wahlkampfstimmung und sich selbst auf Startplatz eins für das Rennen um die Führungsposition auf der Landesliste, die die Berliner FDP Mitte März aufstellen will. Lindners Mitregierungsbilanz zauberte den Jungliberalen ein Lächeln nach dem anderen auf die Gesichter.

Klar, sogar Lindner räumte ein, dass die FDP-gestützte Bundesregierung in der Euro-Krise „nicht die pure Marktwirtschaft“ praktizieren und dass man sich auch in Sachen Steuerreform „Größeres“ habe vorstellen können. Doch davon abgesehen kann man sich aus liberaler Perspektive die Regierungsbilanz durchaus schönreden – zumal, wenn man den Bund mit Berlin vergleicht. „Hier wird umverteilt, was woanders verdient wird“, keilte Lindner, verspottete Berlin als Hauptstadt der Melker und den städtischen Obermelker mit dem Satz: „Nichts hat er anzubieten, etwa gegen höhere Mieten – außer dass er eine relativ ordentliche Figur bei der Berlinale gemacht hat.“

Indes wird FDP-seitig zu beweisen sein, dass das Berliner Wahlvolk im Herbst wieder etwas mehr Liberalismus auf der politischen Bühne sehen will als im Herbst 2011, der der Berliner FDP den Exitus brachte. Die Jungen Liberalen immerhin haben das vergangene Jahr zur einer Art Konzentrationsprozess genutzt: Wie der scheidende Vorsitzende Justus Leonhardt am Rande der Veranstaltung sagte, bleiben in schwierigen Zeiten die, die „Feuer“ haben – Hype-Liberale hingegen, die sich von Projekt-18-Fantasien in die Partei wehen lassen, mutieren zu Karteileichen. Leonhardt und seine Mitvorsitzenden schieden in guter Laune. Der neue Ober-Juli heißt Mitja Schulz, er bekam über 97 Prozent der Stimmen. Werner van Bebber

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