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© ddp

Kofferleiche: Wie starb Kristina wirklich?

Noch gestern galt der Fall Kristina K. als gelöst - doch der Mann, der die Leiche des jungen Mädchens in einem Neuköllner Park verbrannt haben soll, schweigt beharrlich. Fahnder suchen jetzt fieberhaft nach einem Komplizen.

Die Mutter hat es als Erste von der Polizei erfahren: Der Mann, der schuld sein soll am Tod ihrer Tochter Kristina Hani ist ermittelt und verhaftet. Die Mutter der Jugendlichen, die eine tödliche Überdosis Heroin verabreicht bekommen hatte und deren Leiche dann in einem Koffer im Neuköllner Park Thomashöhe verbrannt wurde, sollte das nicht aus der Zeitung erfahren. Sie hatte sich nach dem Tod ihrer 14-jährigen Tochter am 16. April völlig abgeschottet. Ihren Modeschmuckladen nahe ihrer Wohnung in Neukölln hat sie im Sommer verkauft. „Der Verlust ihrer Tochter kostet zu viel Kraft“, sagt eine Nachbarin.

Der Tatverdächtige ist nur etwas älter als Kristina. Ali K., 17 Jahre, ist erst vor etwa zwei Jahren als asylsuchender Flüchtling aus dem Libanon nach Berlin gekommen, erzählt ein Ermittler. Gemeldet war er zwar in Friedrichshain, doch Ali soll zwischendurch immer wieder in verschiedenen Jugendheimen gewohnt und sich vor allem im Neuköllner Kiez rund um den Körnerpark herumgetrieben haben. Als Drogendealer hat er nicht nur auf den U-Bahnhöfen Rauschgift verkauft, sondern offenbar auch Kristina mit Drogen versorgt. „Der ist aber vorher in Zeugenbefragungen nie aufgetaucht. Sonst wären wir ja früher auf ihn gestoßen“, sagt ein Ermittler. Doch wie das Verhältnis der beiden genau zueinander war, wissen die Beamten nicht. „Der Beschuldigte redet nicht mit uns.“

Durch einen Mithäftling, der Ali K. verraten hat, sind die Beamten kürzlich auf den 17-Jährigen gestoßen. Er sitzt bereits seit Anfang Oktober in Haft – wegen Drogenhandels. Noch immer sind viele Fragen zum Tatablauf, aber auch zu einem mutmaßlichen Komplizen ungeklärt. Doch sicher sind die Ermittler, dass Kristina die letzten Stunden vor ihrem Tod mit Ali K. verbracht hat. Dann soll er ihr eine Überdosis Heroin gegeben haben. Seinem Mithäftling hatte Ali K. erzählt, dass er tatenlos zugesehen habe, als Kristina starb. Zu groß sei die Angst gewesen, dass er als Dealer auffliegen könnte. Um die Leiche verschwinden zu lassen, besorgte er sich – wahrscheinlich mit einem Komplizen – an der Karl-Marx-Straße einen Rollkoffer und zwängte das Mädchen hinein. In der Grünanlage Thomashöhe übergossen sie den Koffer mit Benzin und zündeten ihn an. „Das macht die Auswertung der Spuren sehr schwierig, auch was die DNA angeht“, sagt ein Ermittler. Nun hat die Kripo die Zahl der Fahnder in der Soko erneut auf rund 30 aufgestockt. Sie werden sich in der Drogenszene umhören, um weitere Hinweise zu finden und den Komplizen ausfindig zu machen.

Kristinas Mitschüler vom Ernst-Abbe-Gymnasium an der Sonnenallee haben von den Details erst aus der Zeitung erfahren. Reden möchte kaum einer über die Neuigkeiten. Doch drei gleichaltrige Schülerinnen erzählen dann doch noch auf dem Schulhof, dass die Nachricht von der Festnahme sie erleichtert habe. Denn eines hätten sie immer gehofft: Dass die Tat nicht ungesühnt bleibt.

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