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Ein harmloser Unfall - und dann steigt die Kanzlerin aus dem anderen Fahrzeug.

© dpa

Kollision mit der Kanzlerin: Mein Unfall mit Merkel

Ein Ehepaar auf dem Rückweg eines Sonntagsausflugs, plötzlich gibt es einen kleinen Unfall. Mit wem, erfährt es allerdings erst später von einem aufgeregten Tankwart.

Die Meldung der Brandenburger Polizei vom Montagvormittag fiel kurz aus: „Aus unbekannten Gründen gab es eine leichte seitliche Kollision mit einem Dienstfahrzeug der Bundeskanzlerin. Personen wurden nicht verletzt. Der Unfallhergang wird geprüft.“ Für Helge S. (Name geändert), einen 55-jährigen Beamten aus Berlin, aber war es mehr als nur eine Schrecksekunde, was da am Sonntag um genau 14.16 Uhr, so ist es im internen Bericht der Polizei verzeichnet, geschah:

Seiner Schilderung zufolge war er mit seiner Frau in seinem Kleinwagen, einem Citroën Picasso, auf dem Weg vom Wochendausflug bei Freunden im Barnim zurück nach Berlin. Sie fuhren gerade am neuen Autobahndreieck Barnim von der A11 auf den Zubringer nach Weißensee. 120 Stundenkilometer sind dort erlaubt, Helge S. fährt für gewöhnlich - um Sprit zu sparen, sagt er - nur 115 Stundenkilometer. Als er auf die linke Fahrspur wechseln wollte, knallte es. Der Kleinwagen touchierte eine seiner Schilderung zufolge "wie aus dem Nichts aufgetauchte Limousine" – an beiden Autos fielen die Außenspiegel ab.

Dass er einen Unfall mit dem gepanzerten Dienstwagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte, die gerade von ihrem Wochenendgrundstück aus dem uckermärkischen Templin zurück in die Bundeshauptstadt fuhr, um dort die Mitglieder ihres neuen schwarz-roten Kabinetts vorzustellen, sollten Helge S. und seine Frau erst später erfahren.

Merkels Limousine raste einfach weiter

Zunächst rasten die beiden Fahrzeuge - Merkels Limousine und ein Begleitwagen - einfach weiter. Es gab kein Zeichen, keinen Hinweis, anzuhalten, um den Unfall zu klären. Deshalb fuhr Helge S. den beiden Wagen hinterher. „Ich hatte den Eindruck, denen wäre es lieber gewesen, wenn wir gar nicht anhalten und das klären“, sagt er dem Tagesspiegel. Auf der B2 dann, in Lindenberg gleich hinter der Abfahrt Weißensee, sah er die beiden Limousinen an einer Tankstelle halten.

Als er seinen Kleinwagen auf den Parkplatz steuerte, raste einer der beiden Wagen schon wieder weiter – die Kanzlerin setzte ihre Fahrt im Begleitfahrzeug einfach fort. Zurück blieben ihr Fahrer, der für solche Vorkommnisse und Gefahrensituationen auf der Straße trainiert ist, ein Sicherheitsbeamter und der Dienstwagen mit dem abgefahrenem Seitenspiegel. Das alles geschah in Minutenschnelle. „Wir mussten wir erstmal ewig warten“, berichtet Helge S. weiter. Berlin ist zwar gerade mal einen Kilometer entfernt, doch Lindenberg befindet sich noch auf Brandenburger Gebiet. Erst eine halbe Stunde nach dem Unfall tauchte ein Streifenwagen der brandenburgischen Polizei an der Tankstelle auf, alarmiert von den Personenschützern der Bundeskanzlerin.

Ein angebliches Redeverbot

Dass es Angela Merkel war, die in dem beschädigten Wagen saß, erfuhren Helge S. und seine Frau aber auch jetzt von den Beamten noch nicht. Es war vielmehr der Tankwart, der berichtete, dass Merkel aus der Limousine mit dem abgefahrenen Außenspiegel in den anderen Wagen umgestiegen sei und weggefahren wurde. Der Tankwart habe sich aufgeregt, erzählen Helge S. und seine Frau, weil jemand, wohl ein Sicherheitsbeamter der Kanzlerin, angeblich mit Ärger gedroht haben soll, sollte am nächsten Tag über den Vorfall etwas in der Zeitung zu lesen sein oder die Bänder von den Überwachungskameras bei den Medien landen. Das aber will eine Mitarbeiterin der Tankstelle am Montag nicht bestätigen, sie reagiert leicht genervt auf Anfragen. Ihr Kollege wisse nichts, nur dass die Kanzlerin dort in Lindenberg an der Tankstelle umgestiegen sei. Und das angebliche Redeverbot? „Ich entscheide selbst, worüber ich rede, das kann mir keiner vorschreiben“, sagt die Frau.

Helge S. wartet jetzt erst einmal auf Post von der Polizei.

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