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Die beiden verunfallten Straßenbahnen an der Prenzlauer Allee, Ecke Danziger Straße.

© Paul Zinken/dpa

Kollision von Straßenbahnen in Berlin: Viele Verletzte, Ursache ungeklärt

In Prenzlauer Berg stoßen zwei Trams zusammen, 27 Menschen werden verletzt. Eine Bahn war unplanmäßig abgebogen.

Noch kann sich die BVG nicht erklären, warum am Donnerstag zwei Straßenbahnen in Prenzlauer Berg zusammengestoßen sind. Bei dem Unfall auf der Prenzlauer Allee Ecke Danziger Straße wurden 27 Menschen größtenteils leicht verletzt; die beiden Fahrer wurden nach Angaben eines BVG-Sprechers ins Krankenhaus gebracht. Bei dem Zusammenstoß war ein Zug dem anderen seitlich in den Frontbereich gefahren, obwohl sich beide Bahnen auf ihren jeweiligen Gleisen begegnen sollten.

Der Notruf war nach BVG-Angaben um 11.51 Uhr bei der Leitstelle eingegangen. Diese alarmierte sofort die Feuerwehr, die mit einem Großaufgebot ausrückte. Die Bahnen der Linie M10 (Hauptbahnhof–Warschauer Straße) waren sich nach Angaben des Sprechers an der Prenzlauer Allee Ecke Danziger Straße entgegengekommen. Eine der Bahnen war jedoch unplanmäßig abgebogen.

Möglich sei, dass eine Weiche falsch gestellt war. Die Bahn könnte aber auch durch einen Gegenstand im Gleis aus den Schienen gesprungen sein. Nicht auszuschließen ist bisher auch ein technischer Defekt – etwa ein Radbruch. Gewissheit kann aber erst eine genaue Untersuchung verschaffen, was dauern kann.

Die beiden Flexity-Züge gehören zur neuesten Fahrzeug-Generation, die die BVG seit 2008 beschafft. Die Serienlieferung ist noch nicht abgeschlossen. Insgesamt sollen 210 Fahrzeuge in den Bestand kommen. Ob die beiden Unfallfahrzeuge repariert werden können, muss sich noch zeigen.

Der Verkehr der Linien M 10 und M 2 war im Unfallbereich unterbrochen, am Nachmittag konnte die BVG den Betrieb dann wieder aufnehmen. Auch der Autoverkehr musste umgeleitet werden, weil der Kreuzungsbereich gesperrt war.

Straßenbahnen werden als bedrohlich empfunden

Straßenbahnen werden von anderen Verkehrsteilnehmern oft als bedrohlich empfunden, die Unfallzahlen pro Jahr liegen aber seit Jahren recht konstant bei 300, das sind weniger als ein Prozent aller Unfälle auf Berlins Straßen. Mit 100 bis 200 Verletzten wiegen diese Unfälle aber besonders schwer.

Auch Zusammenstöße von Straßenbahnen hat es wiederholt gegeben, so im August 2003 auf der Landsberger Straße durch eine falsch gestellte Weiche. Verletzt wurde niemand, der Schaden betrug über 200 000 Euro. Im Oktober 1997 fuhr eine Tram in eine stehende Straßenbahn hinein, der Unfall in Friedrichshain auf der Warschauer Straße Ecke Marchlewskistraße kam die BVG teuer zu sehen: etwa eine Million Euro Schaden, schließlich war eine Tram ein Totalschaden. Neun Verletzte waren zu beklagen.

Im April 2015 sprang in Alt-Hohenschönhausen der hintere Wagen einer Tram offenbar wegen eines Weichenproblems aus dem Gleis und stieß gegen eine entgegenkommende Straßenbahn. Verletzt wurde niemand. Noch glimpflich verlief der frontale Zusammenstoß zweier Bahnen im Dezember 2000 in der Lichtenberger Oderbruchstraße. Damals wurde eine Fehlfunktion einer Weiche durch Schnee als Ursache vermutet.

Ein Todesopfer, zwei Schwer- und acht Leichtverletzte hatte es dagegen am 1. Juli 1958 am Tempelhofer Damm Ecke Alt-Tempelhof gegeben. Eine Tram war offenbar bei roter Ampel in eine Kreuzung gefahren und hatte eine abfahrende Bahn gerammt. Als Ursache wurde eine versagende Bremse angesehen.

Die meisten Unfälle mit Straßenbahnen geschehen aber durch Unachtsamkeit anderer Verkehrsteilnehmer. So auch bei dem Unfall im Oktober 2007 in der Landsberger Allee, als ein Lkw-Fahrer nach rechts abbog, ohne die parallel laufenden Tramgleise und die sich nähernde vollbesetzte Bahn zu beachten.

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