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Es muss nicht gleich die Krawatte sein.

© Andreas Klaer

Kolumne Sonntagsfragen: Kleider machen Streitigkeiten

Ihm ist es nicht so wichtig, wie er gekleidet ist. Ihr schon. Unsere Kolumnistin weiß Rat.

"Mein Lebenspartner nimmt es mit dem Zustand und mit der Zusammenstellung seiner Kleidung nicht so genau. Darüber geraten wir immer wieder in Streit. 'Das sieht doch keiner! Wer achtet schon darauf?', sind seine Argumente. Kürzlich bat ich ihn, statt der Daunenjacke doch seinen etwas eleganteren schwarzen Wollmantel zu einem Abendessen bei Freunden zu tragen. Er war beleidigt. Der Mantel spiele keine Rolle, den zöge er ja bei der Ankunft sowieso gleich aus. Ich finde, der erste Eindruck zählt."

Gelegentlich war ich schon Zeugin von Gesprächen darüber, warum man sich für Frauengesellschaft mit dem Äußeren viel mehr Mühe geben muss als für das Treffen mit einem Mann. Für manche mag es zynisch klingen, aber Männer gelten als nicht so interessiert an Kleidung, wie Frauen das gerne hätten. Was nicht bedeutet, dass Männer nichts auf Äußerlichkeiten geben. Nur eben Kleidung und Make-up spielen nicht die Hauptrolle. Wo sie es bei Frauen in dieser Hinsicht schon an Aufmerksamkeit missen lassen, sind sie bei sich selber noch toleranter. Es gibt natürlich Ausnahmen. Aber Ihr Lebenspartner scheint zu jener Spezies Männer zu zählen, die es sich gern gemütlich machen mit dem Argument, dass im Leben andere Dinge wichtig sind. Das mag auch so sein. Wichtig ist, dass man sich miteinander wohlfühlt und bereit ist, Kompromisse einzugehen.

Das bedeutet, dass er den schicken Mantel anziehen kann, auch wenn sich ihm der Sinn nicht erschließt. Der Sinn liegt dann darin, Ihnen eine Freude zu bereiten, und das ist bestimmt genug. Umgekehrt sollten Sie ihm seine ollen Klamotten gönnen, wenn ein Termin Ihnen nicht so wichtig ist. Man ändert Menschen nicht mehr, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, und sollte es auch nicht versuchen. Nur aus Prinzip sollten Sie nicht darauf bestehen, dass er sich fein macht. Wenn Sie beide in dieser Sache immer wieder neu aufeinander eingehen, dann werden Sie sich allein durch das gegenseitig gezeigte Verständnis gleich ein Stück glücklicher fühlen.

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