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Kommentar: Abgewiesen

Gerd Nowakowski fragt, ob Gefallene in Berlin eine Schweigeminute wert sind

Wird am Hindukusch nicht auch die Freiheit in Berlin verteidigt? Ist es da abwegig, im Abgeordnetenhaus der deutschen Hauptstadt eine Schweigeminute einzulegen, wenn in Afghanistan deutsche Soldaten getötet werden? Sicher, wer der Meinung ist, dass Soldaten Mörder sind und in Afghanistan sowieso illegitim, wird damit Schwierigkeiten haben. Parlamentspräsident Walter Momper (SPD) verweist darauf, dass solch Gedenken nicht Sache eines Regionalparlaments sei, sondern des Bundestages. Das kann man so sehen, aber es wirkt formal – wie ein probater Ablehnungsgrund für eine unbequeme Angelegenheit. Wem ist ein solches Gedenken peinlich? Soldaten sterben in einem Krieg, in den ihr Vaterland sie geschickt hat, und wir wollen es am liebsten nicht wissen? Man fühlt sich erinnert an die erbitterten Kontroversen und Proteste in Berlin gegen öffentliche Gelöbnisse. Dabei wird die Bundeswehr ihrer Rolle als Armee der Demokratie am besten gerecht, je mehr sie in der Mitte der Gesellschaft verankert ist. Und spätestens wenn ein Soldat aus Berlin in Kundus oder Mazar-i-Sharif stirbt, wird sich das Abgeordnetenhaus erneut mit der Frage beschäftigen – und sich bekennen müssen.

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