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Berlin: Kommt nach Berlin!

Warum Wowereit am 1. Mai in den USA um Homo-Touristen wirbt

Sie gelten als reiselustig, haben überdurchschnittlich viel Geld in der Tasche, aber wollen umworben werden: homosexuelle US-Amerikaner. Um ihre Aufmerksamkeit auf Berlin als Reiseziel zu lenken ist Klaus Wowereit am Donnerstag nach Philadelphia gereist. Dort tagt derzeit das „Equality Forum“, das größte amerikanische Bürgerrechtsforum, und Deutschland ist diesmal das Partnerland.

Neben Berlin präsentieren sich Hamburg, Köln und München auf dem Forum, und empfehlen sich als potenzielle Ziele für einen Aufenthalt in Europa. Nicht nur Wowereit ist dort, auch der Grüne Volker Beck und Thomas Niederbühl, ein schwuler Stadtrat aus München. „Berlin ist eine Stadt der Toleranz, mit dieser Botschaft werde ich unsere Stadt vertreten“, sagte Wowereit vor seiner Abreise. Und weiter: „Wir wünschen uns eine zunehmende Zahl ausländischer Besucher in Berlin. Das stärkt die Wirtschaftskraft.“

Mit dem Werben um die schwule US-Klientel ist Berlin nicht allein. In Europa buhlen vor allem Barcelona, Paris, Manchester und Amsterdam um die Gäste. International kommt insbesondere Sydney dazu, das im vergangenen Jahr, ebenso wie Amsterdam vier Jahre zuvor, die Gay Games ausrichtete. „Wir sind vor vier Jahren massiv in den amerikanischen Markt eingestiegen“, erklärt Hanns-Peter Nerger von der Tourismus-Organisation BTM, mit einem respektablen Ergebnis, so Nerger: „Berlin ist mittlerweile auf Platz eins der Wunschreiseziele für diese Klientel in Europa.“

Diese Position zu halten und auszubauen, soll der Besuch von Wowereit in Philadelphia dienen. Aber nicht nur das. Wichtiges Thema des Symposiums ist die Geschichte der Verfolgung Homosexueller im Dritten Reich. Rund 70000 Gäste werden zu dem „Equality Forum“ erwartet, „in den USA genießt die Veranstaltung eine große Aufmerksamkeit in den Medien“, sagt Hanns-Peter Nerger. Der Tourismuswerber hatte darin eine ideale Basis erkannt, um für Berlin zu werben.

Der Reisemarkt für Schwule und Lesben ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Vor allem das erfolgreiche Werben Manchesters um diese Klientel war den anderen europäischen Städten Beispiel, ebenfalls um diese Kundschaft zu buhlen. Berlin hat, so Nerger, sehr gute Voraussetzungen. Denn: „Diese Touristen interessieren sich nicht nur für die gay community, sondern auch für Kunst, Architektur und Lifestyle.“ Und der Markt ist überschaubar. Klassische Reiseziele für Schwule sind unter anderem Florida, San Francisco, Sydney und in Europa Ibiza oder Mykonos.

Für Städtereisen nach Europa gibt es also durchaus noch Potenzial. Geschätzt wird, so Nerger, dass jährlich 1,2 Millionen homosexuelle US-Amerikaner eine Reise über den Atlantik antreten. „Das ist eine hochqualifizierte Zielgruppe“, so Nerger, die sich ihren Aufenthalt viel kosten lasse.

Das zeigt auch das Homo-Reiseziel Sydney. Jedes Jahr besuchen einige Tausend Amerikaner die australische Metropole, vor allem zur Homo-Feierwoche anlässlich des Mardi Gras. Zuletzt jedoch kamen mehrere Tausend Gäste zu den Gay Games im November letzten Jahres. „Die Gay Games sind ein Ereignis, das in hohem Maße Gäste aus dem Ausland anzieht“, erklärt Nerger. Also sehr gut geeignet, um eine Stadt als lohnenswertes Reiseziel für Homosexuelle zu vermarkten.

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