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Konflikt an Johannisthaler Gymnasium: Brandbrief blieb ein Jahr unbeantwortet

Massenkrankschreibungen wegen einer angeblich zu autoritären Rektorin: Auf den Fluren des Montgolfier-Gymnasiums in Johannisthal herrscht eine lähmende Stimmung. Die Schulbehörde verspricht nun eine „schnelle Lösung“. Dabei war das Problem schon lange bekannt.

Rund um das Gebrüder-Montgolfier- Gymnasium in Johannisthal ist es am Donnerstagmittag still. Ein paar Schüler stehen vor dem Gebäude zusammen und unterhalten sich. Einige haben früher frei. Ein Schüler erzählt: „Mittwoch hatte ich eigentlich neun Stunden Unterricht, davon sind vier ausgefallen. Freitag habe ich ganz frei.“ Der Schule fehlen zur Zeit etliche Lehrer, die sich zu Wochenbeginn krank gemeldet haben. Am Dienstag waren es elf, von denen einige zum Amtsarzt zitiert wurden, weil die Schulbehörde vermutet, dass sie simulieren und eigentlich nur gegen die Rückkehr ihrer ungeliebten Schulleiterin protestieren wollen.

Wie zugespitzt die Lage ist, zeigte sich am Donnerstag gegen 8 Uhr, als eine ganze Armada von Vorgesetzten das Schultor passierte: Nicht nur Bildungs- Staatssekretär Mark Rackles (SPD) hatte seinen vollen Terminplan umgestellt. Er brachte auch seinen Abteilungsleiter Ludger Pieper und die zuständigen Schulräte mit, die dann zunächst mit der umstrittenen Schulleiterin und dann separat mit Vertretern der Lehrerschaft sprachen.

Offenbar schlugen die Wellen hoch. Die Bildungsverwaltung wollte sich zwar nicht konkret zu dem Konflikt äußern, sagte aber zu, eine „schnelle Lösung“ zu finden. Entwarnung hört sich anders an.

Wie berichtet, gibt es ein tiefes Zerwürfnis zwischen einem großen Teil des Kollegiums und der Schulleiterin. Auch unter Schülern und Eltern gibt es Vorbehalte wegen des Führungsstils, der als „diktatorisch“ oder „autoritär“ beschrieben wird. Vor einem Jahr war die Situation schon einmal eskaliert. Die Schulrätin musste schlichten, sogar Brandbriefe wurden geschrieben. Allerdings kam der Streit zum Erliegen, weil die Leiterin rund zehn Monate krank geschrieben war und erst vor einer Woche zurückkehrte. Jetzt ist die Auseinandersetzung stärker denn je hervorgebrochen, weil sich einige Lehrer partout nicht mit der Rückkehr der Direktorin abfinden wollen.

"Die Situation ist vollkommen eskaliert!"

„Es herrscht auf den Fluren eine lähmende Stimmung“, sagt ein Elternvertreter. Am Donnerstag hastet ein Lehrer nach dem Unterricht mit düsterer Miene aus dem Schulgebäude. „Ich bin nur meinen Schülern zuliebe hier“, sagt er. Der Mann ist sichtlich bewegt. Seine Stimme bricht, als er die Atmosphäre in der Schule schildert. „Ich schlafe seit ein paar Nächten extrem schlecht. Die Situation ist vollkommen eskaliert.“ Er wünsche sich eine schnelle Lösung des Problems und dass wieder Ruhe einkehrt. „Ich glaube nicht, dass eine Zusammenarbeit zwischen der jetzigen Schulleitung und Lehrern noch möglich ist.“

Es gibt aber auch Zwischentöne. Eine Personalrätin betont, dass die Schulleiterin sehr zupackend den Ganztagsbetrieb am Montgolfier-Gymnasium organisiert habe. Vielleicht sei das einigen Lehrern zuviel geworden. Eine Rektorin erinnert daran, dass das Gymnasium eine Fusionsschule mit „schwieriger Geschichte“ sei.

Die Schulleiterin selbst möchte weiterhin nichts zu dem Konflikt mit ihrem Lehrerkollegium sagen. Sie begleitet die Pressevertreter freundlich lächelnd vor die Tür und verweist auf die Schulbehörde.

Die aber sieht sich jetzt dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie auf die Brandbriefe der Lehrer und Schüler seit September 2011 nicht geantwortet hat und es zuließ, dass die unversöhnlichen Parteien ohne Vorwarnung jetzt wieder aufeinander losgelassen wurden.

Die meisten Schüler vor dem Gebäude wissen noch immer nicht, warum ihr Unterricht ausfällt. „Das ist nach den Ferien doch normal“, sagt ein Mädchen schulterzuckend. Der vorige Abi-Jahrgang, der mit der Leiterin manche Auseinandersetzung hatte und den Mitschülern jetzt den Konflikt erklären könnte, ist seit den Sommerferien nicht mehr da.

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