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Streik Charité

© picture-alliance/ dpa

Update

Konflikt über Personal: Charité und Verdi streiten über Tarifvertrag

Kurz vor Ende der Tarifverhandlungen ein neuer Streitpunkt: Charité und Verdi wollen unterschiedliches Personal. Wie es weitergeht, ist unklar.

Eigentlich waren die Tarifverhandlungen zwischen Charité und Verdi fast abgeschlossen, als ein neuer Konflikt aufkam: In der angestrebten personellen Mindestbesetzung fordert die Gewerkschaft Verdi, dass alle neuen Stellen durch examinierte Pflegekräfte besetzt werden sollen. Als Maßstab setzt Verdi-Generalsekretär Kalle Kunkel die Personalsituation auf den einzelnen Stationen an. Die Charité ist empört: „Das ist eine eine arbeitspolitisch völlig unsinnige Forderung, der wir uns nicht fügen werden“, sagt Vorstandschef Karl Max Einhäupl. Ein neuer Verhandlungstermin ist derzeit nicht angesetzt.

Was machen Servicekräfte?

Die Gewerkschaft empfindet es als „Provokation“, dass das Krankenhaus auch ungelernte Servicekräfte beschäftigen möchte. Diese sollen nach Plan des Krankenhauses patientenferne Aufgaben wie das Abräumen von Geschirr übernehmen. So könnten sich die ausgebildeten Pflegekräfte laut Einhäupl besser um die Betreuung der Patienten kümmern. Aber genau bei den vermeintlich patientenfernen Aufgaben sehen sowohl Charité-Vorstand als auch Verdi eine "Grauzone": "Dass die Zubereitung von Essen dazu gehört, klar. Aber was ist mit der Nahrungszufuhr?", fragt Kunkel. Die Einstellung neuer Servicemitarbeiter helfe aus der Sicht von Verdi keiner der Pflegekräfte. "Zurzeit haben wir eine extreme Belastung im Alltag. Wir brauchen keine Servicekräfte, sondern mehr qualifiziertes Personal am Patienten", fordert Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Ulla Hedemann.

Pflegekräfte kosten mehr

Die Forderung von Verdi sei schon mit Blick auf den allgemeinen Pflegekräftemangel nicht zu stemmen: "In Deutschland fehlen sogar nach Verdi-Schätzung rund 70.000 Kräfte. Die Ausbildung im Ausland ist nicht unbedingt auf deutschem Niveau", sagt Einhäupl. Auch finanziell wären die Pläne der Gewerkschaft eine große Belastung: Sie würden nach Schätzung des Vorstandes sieben Millionen Euro Mehrkosten verursachen. Geld, das aus Sicht der Gewerkschaft durchaus vorhanden wäre: 2015 erwirtschaftete die Charité ein Plus von 3,4 Millionen Euro. "Das sind Plusbilanzen, die jedes Jahr auf unserem Rücken erwirtschaftet werden", sagt Hedemann in Bezug auf die Arbeitsbelastung. "Es ist ein Hin- und Herhetzen von Akutfall zu Akutfall. Die notwendige psychosoziale Betreuung von Patienten und Familie fällt dabei hinten runter." Einhäupl befürchtet einen neuen Generalstreik. So weit will Verdi-Generalsekretär Kalle Kunkel nicht gehen: "Wir wollen den Tarifvertrag so schnell wie möglich. Wir versuchen, den Kommunikationsdraht zum Arbeitgeber aufrechtzuerhalten."

Susanne Romanowski

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